Linse

[750] Linse ist eine Pflanzengattung, welche man unter die Feldfrüchte rechnet. Die gemeine Linse stammt aus Frankreich und dem Walliserlande. Die dünne, jährige Wurzel treibt 1–2 Fuß lange, schwache, niederliegende, an andere Pflanzen sich leicht anhängende Stengel mit mehren Zweigen, an denen die gefiederten Blätter wechselweise stehen. Aus den Blattwinkeln kommen je 2–3 weißliche Blüten an einem Stielchen, die sich zu Samenhüllen, Schoten, entwickeln, welche zwei runde, breitgedrückte Samenkörner enthalten. Um dieselben in Masse zu gewinnen, werden die Linsen bei uns auf dem Felde angebaut, wozu ein mehr sandiger, doch kräftiger Boden erfoderlich ist. Da sie die Nachtfröste nicht vertragen, so werden sie später als die Erbsen und Wicken gesäet, in der Mitte Aprils. Bei der Ernte, in der Mitte Augusts, muß man darauf sehen, daß sie nicht allzureif werden, weil sonst die Schötchen leicht aufspringen, und dann ein starker Ausfall stattfindet. Gewöhnlich werden die beiden Abarten: die große Gartenlinse (auch Pfenniglinse) und die gemeine Feldlinse cultivirt. Erstere ist größer und mehlreicher als letztere, aber weniger wohlschmeckend. Das Linsenstroh dient als gutes Futter für Rindvieh und Schafe, besonders für Kälber und Lämmer; auch mischt man beim Säen Linsen und Wicken zu grünem und dürrem Futter für Melkvieh. Die Linsen geben gekocht eine sehr nahrhafte Speise, ja sie enthalten unter den Hülsenfrüchten, wie diese vor anderen Gemüsearten, den meisten Nahrungsstoff, und erfodern daher eine sehr gute Verdauungskraft. Im Archipelagus sind sie das Hauptlebensmittel der Einwohner. Ehemals brauchte man auch das Linsenmehl in Apotheken. Auch werden die Linsen noch häufig zur Mästung von Schweinen benutzt.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 750.
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