[756] Livius (Titus), röm. Geschichtschreiber, zum Unterschiede von zwei Andern gleichen Namens, Patavinus, von Padua, seinem Geburtsorte, zubenannt, wurde 59 v. Chr. geboren, kam nach Rom, wurde dem Kaiser Augustus bekannt und erfreute sich dessen Gunst, bis Jener starb, worauf er sich wieder nach Padua begab, woselbst er 18 n. Chr. verschied. Einen bis jetzt bleibenden Ruhm erwarb er sich durch seine röm. Geschichte, zu deren Ausarbeitung er mehr als 20 Jahre verwandte. Im 15. Jahrh. glaubte man seinen Leichnam zu Padua gefunden zu haben und errichtete ihm ein prächtiges Denkmal. Seine Geschichte, auf Sagen und ältere Quellen gegründet, beginnt von der frühesten Entstehung Roms, reicht bis 10 v. Chr. und ist in feierlichem, rednerischem Style geschrieben, dem man den Vorwurf machte, daß er oft Provinzialismen und zu lange Periodisirung enthielte, weshalb man auch noch heut zu Tage einen ähnlichen Styl patavinisch, oder ähnliche Fehler im Style Patavinitäten nennt. L.'s röm. Geschichte bestand nach ihrer Vollendung aus 142 Büchern, von denen sich aber nur Buch 1–10 und 21–45 erhalten haben. Im Jahre 1772 wurde noch ein Theil des 91. Buchs entdeckt, welcher jedoch von geringer Bedeutung ist. Außerdem schreiben Einige auch dem L. einen kurzen Auszug seines eignen Werks zu. Nach Angabe dieses Auszugs versuchte ein gewisser Joh. Freinsheim das Fehlende aus andern Quellen für die röm. Geschichte zu ergänzen. Außer vielen, zum Theil schönen, zum Theil wichtigen Ausgaben des L. besitzen wir auch deutsche Übersetzungen desselben von Ostertag (10 Bde.; Frankf. 1790–98), Konr. Heusinger (5 Bde., Braunsch. 1821) und Örtel (9 Bde., München 1822–31).