Lope de Vega

[764] Lope de Vega (Don Felix Carpio), nächst Calderon (s.d.) der berühmteste dramatische Dichter der Spanier, wurde 1562 zu Madrid geboren und zeigte schon sehr früh vorzügliches Talent für die Poesie. Er studirte auf der Akademie zu Madrid, wurde Secretair des Herzogs von Alba, mußte wegen eines Duells mit einem angesehenen Edelmann nach Valencia fliehen und nahm, endlich nach Madrid wieder zurückgekehrt, 1588 an der unglücklichen Seeexpedition gegen England Theil. Wieder in Madrid, verheirathete er sich zum zweiten Male, gewann 1598 einen bei Gelegenheit der Heiligsprechung des Isidorus ausgesetzten Preis, und schrieb eine große Anzahl Trauerspiele. Nachdem ihm sein Sohn und bald darauf seine Gattin gestorben waren, wurde er Secretair der Inquisition und Priester, fuhr aber dennoch fort, seinen angestrebten Rang unter den Dichtern seines Landes in allen Dichtungsarten zu behaupten und kämpfte gegen die Angriffe seiner Nebenbuhler, unter denen namentlich Cervantes (s.d.) sich befand. In der letzten Zeit seines Lebens ergab er sich streng klösterlichen Übungen und starb 1635. Der Glanz seines Begräbnisses bewies die Ehre und Gunst, die er unter den Großen wie unter dem Volke genoß. Er soll ungemein leicht gearbeitet haben, sodaß er oft binnen 24 Stunden ein dramatisches Stück vollendete; daher er auch vielleicht die größte Anzahl von Bühnenstücken, welche je ein Dichter geliefert hat, hinterließ; sie soll 1800 Theaterstücke und 400 autos sacramentales (heilige Handlungen, Erzählungen aus der Bibel oder Heiligenlegenden dramatisch dargestellt) betragen. Leichtigkeit der Erfindung und Sprache in Prosa und Versen war ihm also in hohem Grade eigen; oft tadelt man aber den losen Zusammenhang seiner Arbeiten und wirst ihm in der Ausführung zu große Kühnheit und Bilderfülle vor. Seine dramatischen Werke erschienen zu Madrid in 25 Bdn. (1604–47) und seine[764] übrigen in 21 Bdn. (Madrid 1776–79). Ins Deutsche übersetzt erschienen L.'s »Romantische Dichtungen« von Richard (6 Bde., Aachen 1824–27), und von Malsburg drei Stücke: »Der Stern von Sevilla«, »Der beste Richter ist der König« und »Das Kreuzmädchen« (Dres. d. 1824).

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 764-765.
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