Loudon

[767] Loudon oder Laudon (Gideon Ernst, Freiherr von), ein berühmter östr. Feldherr, wurde 1716 zu Tootzen in Liefland in einer aus Schottland flammenden Familie geboren. Nachdem er 1731–39 in dem russ. Heere, zuletzt als Lieutenant gedient und seinen Abschied erhalten hatte, wollte er in preuß. Dienste treten, wurde jedoch von dem Könige nicht wohl aufgenommen. Er ging nun nach Wien, wurde 1742 als Hauptmann in dem Pandurencorps des Parteigängers Trenck angestellt. Von Trenck bei der Regierung verleumdet, rechtfertigte er sich glänzend, nachdem er um seinen Abschied angehalten. Er erhielt endlich wieder eine Anstellung als Major in dem Liccaner-Regimente an der türk.-ungar. Grenze, vermählte sich mit einem Fräulein Klara von Hagen, trat von der evangelischen zur katholischen Kirche über und beschäftigte sich eifrig mit militairischen Studien. Abermals hatte er mit der Misgunst seiner Vorgesetzten zu kämpfen, [767] brachte es jedoch endlich dahin, daß er den Rang eines Oberstlieutenants erhielt und zur Armee commandirt wurde, welche gegen Friedrich II. im Felde lag. Nun erwarb er sich bald den Ruhm eines ausgezeichneten Offiziers und wurde 1785 Feldmarschall. Nach dem Siege bei Hochkirchen wurde er in den Freiherrnstand erhoben, und nach dem Siege bei Kunersdorf wurde ihm als Feldzeugmeister ein Heer von 30,000 M. übergeben. Er erwarb sich nun durch seine meisterhafte Kriegführung sogar die Achtung seines großen Gegners Friedrich II. Nach dem hubertsburger Frieden begab er sich nach Karlsbad, um seine Gesundheit herzustellen, und wurde hier mit Gellert bekannt; 1773 besuchte er mit Joseph II. die gewonnenen Königreiche Galizien und Lodomerien. Der Krieg mit der Pforte, anfangs ohne ihn geführt, wurde von ihm sieghaft beendet und erwarb ihm, namentlich die Eroberung von Belgrad, neue Auszeichnungen. Er wurde zum Generalissimus ernannt und erhielt den Stern des Theresienordens von Brillanten, welchen eigentlich nur der Kaiser selbst als Großmeister trug. Kaiser Leopold gab für denselben nachmals der Witwe L.'s 50,000 Gulden. Im Begriff, einen neuen Feldzug gegen Preußen zu unternehmen, starb L. im Hauptquartier zu Neutitschein in Mähren 1790. Er liegt zu Hadersdorf bei Wien im Park begraben und sein Grab ist mit Werkstücken geschmückt, die bei der Eroberung von Belgrad an einer Grabstätte aufgefunden worden waren. Als Mensch zeichnete sich L. durch Mäßigkeit und Bescheidenheit aus, als Feldherr durch Kühnheit, Raschheit und Besonnenheit.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 767-768.
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