Melusine

[108] Melusīne (die schöne), die Heldin einer oft als Volksbuch bearbeiteten Sage, wird theils für eine Meernixe, theils für die Tochter einer Fee und eines Königs von Albanien ausgegeben und wurde die Gemahlin eines Königs aus dem Hause Lusignan, mit dem sie auf dem von ihr erbauten Schlosse Lusignan sehr glücklich lebte. Sie war jedoch gezwungen, an bestimmten Tagen im Monat oder Jahre zur Hälfte die Gestalt eines Fisches anzunehmen, was ihr Gemahl nicht wußte, vor dem sie sich dann immer sorgfältig verbarg. Von Neugierde geplagt, ihr geheimes Treiben kennen zu lernen, überraschte er sie jedoch eines Tages in dieser Verunstaltung, kaum aber hatte sie ihn wahrgenommen, so verschwand sie mit einem heftigen Schrei. Seitdem ließ sie sich blos vor wichtigen Sterbefällen des Hauses Lusignan oder der später mit demselben verschwägerten franz. Könige, wehklagend und in Trauerkleidern auf einem hohen Thurme des Schlosses Lusignan sehen. Als dieser 1574 abgebrochen wurde, soll sie das durch ihr Erscheinen haben verhindern wollen, ist aber nachher nie mehr bemerkt worden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 108.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: