[584] Melusīne, nach französischer Sage eine Meernixe, halb Weib, halb Fisch, erscheint dem Grafen Raimund von Poitiers, der sie (mit ihren Schätzen) heimführt. Sie baute das Schloß Lusignan, verschwand aber, als sie Raimund in ihrer Doppelgestalt einmal im Bad überrascht hatte, und ließ sich nur noch auf einem hohen Turm des Schlosses in Trauerkleidern sehen, wenn einer aus diesem Geschlecht sterben sollte. Diese Sage lieferte 1387 Jean d'Arras den Stoff zu einem französischen Roman (gedruckt 1478 u. 1854), den Couldrette 1401 in französische Verse brachte und Thüring von Ringoltingen aus Bern 1456 in deutsche Prosa übersetzte, womit er eins der beliebtesten Volksbücher[584] schuf (zuerst gedruckt Straßburg um 1474 und Augsburg 1474, dann öfter). Bildlich hat die Melusinensage am schönsten Moritz v. Schwind dargestellt; Opern von K. v. Perfall (»Raimondin«) und K. Grammann. Vgl. Marie Nowack, Die Melusinensage (Zürich 1886); H. Frölicher, Thürings von Ringoltingen M. (Solothurn 1889); J. Kohler, Der Ursprung der Melusinensage (Leipz. 1895); Roy, Melusine (Ligugé 1898); Baudot, Les princesses Yolande et les ducs de Bar, 1. Teil: M. (Par. 1900). Als heraldische Figur ist M. soviel wie Meerweibchen (s. d.).