Mispel

[154] Mispel heißt die Frucht des Mispelbaums, von dessen verschiedenen Arten der gemeine oder wilde Mispelbaum oder Strauch besonders in den Waldungen des südl. Deutschlands wächst, selten über 10 F. hoch wird, 2–3 Zoll lange, länglich spitze, oben dunkelgrüne, unten mit einem weißgrauen Filze überzogene Blätter und sehr sperrige Zweige hat, welche in Dornen endigen. Im Mai kommen die ungestielten, großen weißen Blüten zum Vorschein und die dunkelbraunen Früchte, welche die Größe einer Wallnuß haben und mit den Zipfeln des Kelchs gekrönt sind, reisen im October, werden aber erst genossen, nachdem sie einige Wochen auf Stroh gelegen und teigig geworden sind. Sie haben einen etwas zusammenziehenden, säuerlichen Geschmack, machen leicht Verstopfung, daher sie sonst gegen Durchfälle gebraucht wurden, und enthalten im Fleische fünf steinartige Samenkerne, die gewöhnlich ein Jahr in der Erde liegen, ehe sie keimen. Bessere Sorten sind: die große holl. oder Gartenmispel, deren Blätter denen des Lorbers ähnlich und deren Früchte fast so groß wie Borsdorferäpfel sind; die Mispel ohne Kern, deren Frucht nur halb die Größe der vorigen erreicht und keine Kerne enthält. Der Mispelbaum kommt fast in jedem Boden fort und wird durch Wurzelschößlinge, Senker, seltener durch Stecklinge, die edlern Sorten durch Pfropfen, Oculiren und Copuliren auf wilde Mispel-, Quitten-, Birn- oder Weißdornstämmchen vermehrt und man kann eine Weißdornhecke sehr leicht auch zum Mispelbau benutzen. Das weiße und harte Holz ist für Drechsler und Tischler sehr brauchbar.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 154-155.
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