Neid

[258] Neid ist der selbstsüchtige Verdruß darüber, daß Andere etwas besitzen, was uns abgeht, oder Genüsse haben, die wir nicht theilen können. Der Selbstsüchtige gönnt Andern nichts voraus, ja die Misgunst, des Neides unzertrennliche Gefährtin, wünscht sogar häufig, daß Andern etwas entzogen werde, was sie entweder schon hat oder gar nicht einmal haben möchte, und in diesem Falle verbindet sie sich noch mit Schadenfreude. Zu diesen unsittlichen, die Gesinnung der Menschen verderbenden Regungen kommt noch die Eifersucht oder der Neid, welcher sich auf persönliche Vorzüge Anderer richtet, der aus Eigennutz und unedlem Ehrgeiz entspringt und von dem auch die Eifersucht der Liebe eine Art ist.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 258.
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