Normandie

Normandie

[302] Normandie (die) war bis zur franz. Revolution eine der 16 alten Provinzen Frankreichs, begreift die Landschaften am mittlern Theile seiner Nordküste und bildet jetzt die Departements der Nieder-Seine, Eure, Calvados, Canal oder Manche und einen Theil von dem der Orne.

Ihr Name ist von den Normannen (s.d.) hergenommen, welche im 9. und 10. Jahrh. hier häufig landeten, raubend und verheerend selbst bis Paris vordrangen und 912 den schwachen König Karl den Einfältigen nöthigten, ihrem Anführer Rollo einen Theil des bis dahin Neustrien genannten Landes, der von da an Normandie hieß, sowie das angrenzende Bretagne als Lehn abzutreten. Rollo ward unter dem in der Taufe angenommenen Namen Robert der erste Herzog von N. und einer seiner Nachfolger, Wilhelm der Eroberer, bemächtigte sich im 11. Jahrh. auch Englands (s.d.). Die Normandie ward von Frankreich im 13. Jahrh. nur vorübergehend wieder erobert und erst 1450 durch Karl VII. den Engländern für immer entrissen. Das Land ist eben und fruchtbar, trägt viel Getreide und Obst, aus dem guter Obstwein bereitet wird, hat ausgezeichnete aber schwere Pferde und überhaupt viel Viehzucht. An der Küste, welche wichtige Häfen hat, wird bedeutende Fischerei getrieben und die Bewohner sind gute Seeleute. Im Innern herrscht unter den Landleuten, von denen einer hier in seiner Alltagstracht abgebildet ist, noch große Einfalt der Sitten und mancher altväterliche Brauch, der an die nordische Herkunft eines Theils der Bewohner erinnert.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 302.
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