Petrus

[468] Petrus, der Apostel, vollständiger Simon Petrus, war der Sohn eines gewissen Jonas aus Bethsaida und trieb zu Kapernaum, wo er ansässig war, das Fischergewerbe. Nachdem er durch seinen Bruder Andreas (s.d.) mit Jesu bekannt und durch jenen wunderbarreichen Fischzug bewogen worden war, ihm mit Zurücklassung aller seiner Habe nachzufolgen, erwarb er sich durch seine volle entschiedene Hingebung dessen vorzüglichstes Vertrauen und frühzeitige Auszeichnung. Jesus nannte ihn wegen der Unwandelbarkeit seines Glaubens Kephas (griech. Petrus, d.h. Fels) übertrug ihm aber niemals, wie die Papisten (s. Papst) behaupten, eine Obergewalt über die andern Apostel. Zwar rechtfertigte P. das ihm geschenkte Vertrauen bei dem schreckensvollen Ausgange des Lebens Jesu nicht, dem er zwar in das Haus des Hohenpriesters folgte, allein ihn dort aus Furcht in kurzer Zeit wiederholt verleugnete, ward aber bald von bitterer Reue deshalb ergriffen. Nächst Johannes war P. unter den Aposteln der erste, der Jesus nach seiner Auferstehung wieder sah, die er am Pfingstfeste mit begeisterter Rede verkündigte und dadurch Stifter der ersten christlichen Gemeinde wurde. Er verließ jedoch Jerusalem, wo er in seiner Thätigkeit gehemmt und bewacht wurde, und verbreitete das Evangelium durch Samaria und die phönizischen Küstenländer, wo er durch die Taufe des Hauptmanns Cornelius das [468] erste Beispiel für die Aufnahme der Heiden in die christliche Gemeinschaft gab. Ungeachtet er nach der Hinrichtung Jacobus des Ältern im I. 44 an der Spitze der Gemeinde zu Jerusalem erscheint, und auch sogar einmal auf wunderbare Weise einer gefänglichen Haft daselbst entrissen wird, mag er doch bald diesen Aufenthalt mit einem größern, aber nicht genau bekannten Wirkungskreise vertauscht haben. Sein erster Brief (der zweite wird als unecht angenommen) bringt Grüße aus Babylon und vielleicht hat er selbst Europa betreten, da es in Korinth kephisch oder petrinisch gesinnte Christen gab und nach einem zwar nicht vollkommen sichern, aber doch von röm. Einflusse unabhängigen Zeugnisse aus der Mitte des 2. Jahrh., starb er in Rom 67 den Kreuzestod. Sein Charakter spiegelt sich noch in der spätern Sage seiner Flucht, von der Jesus selbst mit tief eindringendem Schmerzensworte ihn zurückruft, und in der Kreuzigung mit dem Haupte nach unten, weil er sich nicht werth achtet, dem Herrn gleichgestellt zu werden. Die röm. Kirche macht P., was sich aber durchaus nicht geschichtlich begründen läßt, zum ersten röm. Bischof und feiert zur Erinnerung an die Errichtung des bischöflichen Stuhles zu Rom den 18. Jan. als das Fest der Stuhlfeier des P. und zum Andenken seines mit Paulus (s.d.) zugleich erlittenen Märtyrertodes den 29. Jun. oder, Peterpaulstag.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 468-469.
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