Redetheile

[642] Redetheile werden im Allgemeinen, d.h. ohne eine bestimmte Sprache dabei im Auge zu haben, die verschiedenen Gattungen von Worten genannt, welche erfoderlich sind, um Gedanken durch die Sprache genügend (als Rede) darzustellen. Sie werden daher, da Reden blos ein lautes Denken ist, den Formen unserer Vorstellungen und Gedanken entsprechende Ausdrücke sein müssen- und da ein bestimmtes Denken sich am einfachsten stets in Gestalt des Urtheilens äußert, so wird auch ein Satz, der ein möglichst einfaches Urtheil ausspricht, die unentbehrlichsten Redetheile enthalten. Es besteht aber ein solcher aus dem Subjecte oder Gegenstande des Urtheils, zu dessen Bezeichnung ein Nomen-Substantivum oder Hauptwort, oder als dessen Stellvertreter ein Pronomen (d.h. Fürwort) dient, aus einem Nomen Adjectivum (d.h. Eigenschafts- oder Beiworte), welches das vom Subject behauptete als Prädicat besagt und aus einem Bindeworte (der Copula), welche die beiden Begriffe verknüpft und dann vom einfachen Zeitworte »sein« herkommt, wie in dem Satze: »Die wälder sind grün«. Prädicat und Copula können aber auch im Zeitworte (Verbum) vereinigt sein, welches die Handlung oder den Zustand, das Thun oder Leiden ausdrückt, die einem Subjecte zugeschrieben werden, wie z.B. wenn man sagt: »Die Wälder grünen«. Als Stellvertreter des Beiworts, sowie des Hauptworts tritt auch das Particip (s.d.) auf, wie z.B. wenn man sagt: »Der Schnee ist glänzend« und »Das Glänzende ist Schnee«. Auch das Adverbium (Beschaffenheits- oder Umstandswort) wird zur nähern Bestimmung des im Zeitworte oder Eigenschaftsworte ausgesprochenen Prädicats eines Satzes gebraucht. Zuweilen bestimmt auch ein Adverbium das andere näher, wie in dem Ausspruche: »Das erscheint sehr zweifelhaft«; andere drücken Verneinung oder Bejahung und Bestimmungen von Ort und Zeit aus. Die Präposition oder das Verhältnißwort bezeichnet das äußere Verhältniß eines Gegenstandes zu andern näher und gehört immer zu dem Worte und folglich zu dem Substantivum, welches die in Verhältniß gestellte und von einem Gegenstand abhängig gemachte Sache bezeichnet, kommt auch in der natürlichen Wortfolge der Rede meist vor dieses Wort zu stehen, wovon die Benennung Präposition oder Vorwort eigentlich herrührt, und fodert einen bestimmten Casus. In Zusammensetzungen, wie Mitarbeiter, ausschließen und dergl. hat die Präposition die Bedeutung des Adverbiums. Die Conjunction oder das Bindewort dient sowol zur Verbindung von Worten (z.B. er und sie), als auch von Sätzen. Die Interjectionen sind die kürzesten Ausdrücke der Empfindung und des Gefühls, wie »ah! au weh!«, der Artikel endlich ist nicht allen Sprachen eigen. Die deutsche besitzt ihn und die Zahl ihrer Redetheile ist daher neun (Hauptwort, Eigenschaftswort, Fürwort, Zeitwort, Umstandswort, Vorwort, Bindewort, Ausrufungswort, Artikel), dem Lateinischen geht er ab und es hat daher nur acht Redetheile. Man ordnet aber auch sämmtliche Redetheile unter die Begriffe des Nomen (in der Mehrzahl nomina), d.h. Nennwort, zu welchem Substantiva, Adjectiva und das Pronomen gerechnet und die declinirt werden, des Verbum, welches conjugirt wird, und der Partikeln, die weder declinirt noch conjugirt werden können, wie Adverbia, Präpositionen, Conjunctionen und Interjectionen und welche Partikeln, d.h. Theilchen heißen, weil sie dem äußern Umfange nach meist die kleinsten Redetheile sind; auch faßt man sie unter dem Namen von Bestimmungsworten zusammen. Die Anwendung der einzelnen Redetheile schließt sich zwar im Allgemeinen den Denkformen an, muß aber schon darum in den verschiedenen Sprachen eine andere sein, weil die Bildung der sie redenden Völker eine verschiedene ist und mehr oder weniger Freiheit in der Benutzung der Formen fodert.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 642.
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