Reform

[643] Reform, die Abkürzung von Reformation, bedeutet überhaupt eine Umgestaltung oder Veränderung, man verbindet aber damit immer den Begriff dadurch beabsichtigter Verbesserungen. Reform ist daher so viel wie Um- oder Fortbildung zum Bessern und als solche das Mittel zu jeder [643] Vervollkommnung menschlicher Einrichtungen, zur Aufhebung von Irrthümern und Misbräuchen. Daher kann jeder Hausvater Reformen in seinem Hauswesen vornehmen, und man spricht von Reformen, die bei der oder jener Behörde, beim Schulwesen, bei einem Heere oder in irgend einem Verwaltungszweige des Staates eintreten sollen, oder gewünscht werden. Im Charakter der Reform liegt durchaus nichts Gewaltsames und Ungerechtes, sondern sie ist vielmehr die naturgemäße Folge allmälig zur Reise gelangender Bestrebungen und Bemühungen nach dem Bessern, das sie auf eine versöhnliche Weise an die Stelle der als mangelhaft oder ungerecht erkannten, bisherigen Verhältnisse treten läßt. Wo der rechtzeitigen Verwirklichung sachgemäßer Reformen im Staate nicht starres Festhalten am Hergebrachten entgegensteht, werden nicht gewaltsame Umstürzungen oder Revolutionen vorkommen, bei denen die Massen des Volkes mit dem unerträglich Gewordenen auch vieles Gute zertrümmern und in der Aufregung selten das richtige Neue zu finden wissen. Die Reform der Kirche im 16. Jahrh. wird vorzugsweise Reformation (s.d.) genannt, die merkwürdigste politische Reform unserer Tage aber ist die im Jun. 1832 durch Annahme von Seiten des Unter- und Oberhauses und die ertheilte kön. Bestätigung des betreffenden, die Reformbill genannten Gesetzentwurfs zu Stande gekommene des engl. Parlamentes. (S. Großbritannien.)

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 643-644.
Lizenz:
Faksimiles:
643 | 644
Kategorien: