[668] Reizbarkeit, Erregbarkeit oder nach dem Lateinischen Irritabilität, heißt die Eigenschaft organischer Körper, durch einwirkende Kräfte, die man Reize oder Reizmittel nennt, zur Thätigkeit angeregt zu werden. Sie ist eine der wichtigsten Äußerungen des Lebens, durch welche organische, lebendige, d.h. freie Bewegungen möglich werden, äußert sich am kräftigsten in den Muskeln und wird gewöhnlich der Sensibilität (Empfindungsfähigkeit oder Nerventhätigkeit) entgegengesetzt. Nicht blos für jeden einzelnen Organismus, sondern auch für jedes einzelne Organ oder Glied desselben gibt es besondere Reize, welche dasselbe vorzugsweise erregen. So wird das Ohr durch Töne, das Auge vom Lichte, die Lunge durch eingeathmete Luft, der Magen von den genossenen Nahrungsmitteln, das Herz und die Gefäße durch das Blut und andere Flüssigkeiten erregt, und insofern [668] dies in einem angemessenen Verhältnisse geschieht, wird das Glied oder auch der ganze Organismus sich dabei wohl befinden; tritt aber das Gegentheil ein, so erfolgen Störungen in den dazu nöthigen Verrichtungen, und es wird sich mehr oder weniger übel befinden oder krank sein. Eigenthümlich ist den irritablen, d.h. der Reizbarkeit unterworfenen Organen die längliche Faserbildung, wodurch dieselben zwei Enden bekommen, die einander nie berühren, aber anziehend und abstoßend wirken, und so durch Zusammenziehung und Ausdehnung, theils für sich, theils im Zusammenwirken mit den andern Organen sowol die vom Willen abhängigen als die demselben entzogenen, zur Erhaltung des Lebens fortwährend nöthigen Bewegungen vermitteln, wie z.B. das Athmen, die Thätigkeit des Herzens und der Unterleibsorgane. Das Empfinden beruht indessen ebenfalls auf einer gewissen Erregbarkeit, und bei allen jenen Bewegungen ist auch der Einfluß der Nerventhätigkeit unerläßlich. Von dem schot. Arzt Brown wurden die letzte und die Reizbarkeit unter dem Begriffe der Erregbarkeit zusammengefaßt, als Grundlage einer berühmten Heillehre (s. Brown) aufgestellt.