[709] Rienzo (Cola), eigentlich Nikolaus Gabrini, das Haupt der von 1347–52 in Rom sich wiederholenden Volksbewegungen, war der Sohn eines röm. Schenkwirths und hatte es durch Kenntnisse und Fleiß zum Notar gebracht, als der Druck des Adels, welcher in Abwesenheit der [709] zu Avignon residirenden Päpste auf dem röm. Volke lastete, ihm den Vorsatz eingab, diesem Zustande abzuhelfen. Uneigennützigkeit, Rechtschaffenheit und hinreißende Gabe der Rede erwarben ihm die volle Zuneigung der untern Classen und R. ging als erwählter Sprecher mit der Gesandtschaft an Papst Clemens VI. nach Avignon, welche diesen um die Rückkehr nach Rom und Hülfe wider die Großen bat. Der Papst versprach die Erfüllung ihrer wesentlichen Wünsche, allein die That blieb aus und R. bereitete daher unter der Hand das Volk zu gewaltsamen Schritten wider den Adel, jedoch mit großer Vorsicht vor, sodaß dieser keine Gefahr besorgte. Plötzlich versammelte er dann am 20. Mai 1347, als viele adelige Familien mit ihrem Gefolge auf ihren Gütern sich befanden, das unzufriedene Volk, entflammte es durch kühne Rede, ließ sich zum Tribun ausrufen und vertrieb alle Adeligen aus der Stadt, welche seine Würde nicht anerkennen wollten. Dann ordnete er den auf diese Weise entstandenen Freistaat, welchen er unter päpstlicher Hoheit zu verwalten vorgab, mit einer von den Römern wie vom Auslande, das sogar wichtige Streitsachen seiner Entscheidung anheimgab, ja vom Papste und von mehren Fürsten gleich günstig anerkannten Einsicht. Leider verstand aber R. solches Glück und solche Auszeichnung nicht mit Bescheidenheit und Klugheit zu ertragen, sondern ließ sich bald zu einem hochfahrenden und so unvorsichtigen Benehmen verleiten, daß er die Gunst der Ausheimischen wie der Römer darüber verlor und nach sieben Monaten von der Adelspartei aus Rom vertrieben werden konnte. Vergeblich suchte er nun bei Kaiser Karl IV. Schutz und ward an den Papst Clemens VI. ausgeliefert, der aber bald darauf starb und Innocenz VI. zum Nachfolger bekam. Dieser glaubte R. als Werkzeug zur Demüthigung der röm. Großen benutzen zu können und schickte ihn mit kräftiger Unterstützung nach Rom, das er 1354 mit Hülfe des Volks der Herrschaft des Papstes unterwarf und darauf zum röm. Senator ernannt ward. Aber noch in nämlichen Jahre brach eine Empörung des Adels wider ihn aus und da sich R. von Neuem durch Übermuth und Bedrückungen das Volk entfremdet hatte, trat dies zum Theil mit gegen ihn auf. R. suchte als Bettler vermummt zu entkommen, ward aber vom Pöbel erkannt, mit Verwünschungen überschüttet und mühsam nur verschaffte er sich Gehör. Dann aber sprach er fast eine Stunde zu der staunenden Menge, die vielleicht das Opfer ihrer Rache noch verschont hätte, wenn nicht ein Diener des Hauses Colonna R. plötzlich durchbohrte. Jetzt stürzte sich der Pöbel auf seinen Leichnam, der verstümmelt und zuletzt an den Galgen gehängt wurde.