Roveredo

Roveredo

[757] Roverēdo oder Rovereit mit 15,800 Einw. ist der [757] Hauptort des danach benannten Kreises der gefürsteten Grafschaft Tirol und liegt in malerischen Umgebungen mitten im Lazarinathal zu beiden Seiten des hier in die Etsch sich ergießenden Teno.

Die Stadt ist auf beschränktem Raume meist von Marmor erbaut, hat aber viel hübsche Gebäude und wird von einem hoch auf dem Felsen thronenden alten Castel überragt. Sie ist der Sitz eines Kreisamts, hat ein Gymnasium, ein engl. Fräuleinstift mit einer Mädchenschule, eine Akademie degli agiati (der Bedächtigen), betreibt ansehnlichen Speditions-, Frucht- und Seidenhandel, Leder- und Seidenfabriken und hat über 50 Filanden und Filatorien. In der Nachbarschaft befindet sich eine gegen 700,000 ! R. große, mit Felsenblöcken bedeckte Fläche, welche das Steinmeer oder auch von einem nahen Dorfe die Lawinen von Marco genannt wird. Geschichtlich merkwürdig ist R. durch die am 3. und 4. Sept. 1796 dabei vorgefallenen Gefechte zwischen den Franzosen unter Bonaparte's Oberbefehl und den Östreichern unter dem Feldmarschall Grafen Wurmser, welcher durch ein 20,000 M. starkes Corps unter Feldmarschalllieutenant Davidovich die Franzosen an der obern Etsch beschäftigen und Tirol decken lassen sollte, während er selbst mit der Hauptmacht durch das Brentathal nach Bassano und dann zum Entsatz des belagerten Mantua vordränge. Allein das tiroler Corps ward am 3. und 4. Sept. mit einem Verluste von 5000 M. und 25 Kanonen geschlagen, und Bonaparte konnte nun im Rücken Wurmser's operiren, der nur mit etwa 12,500 M. in der Festung Mantua seine Rettung fand.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 757-758.
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