Wurmser

[758] Wurmser (Dagobert Siegmund, Graf v.), kais. östr. Generalfeldmarschall, geb. 17.'4 von angesehenen und reichen Ältern im Elsaß, ging frühzeitig von wissenschaftlichen Studien in kais. Dienste und wurde während des siebenjährigen Krieges Generalmajor. Während des bair. Erbfolgekrieges commandirte er ein Corps in Böhmen, war später commandirender General in Galizien und wurde 1787 General der Cavalerie. Als die Kriege mit dem revolutionnairen Frankreich ausbrachen, erhielt er Befehl, im Breisgau ein Armeecorps zusammenzuziehen, ging im März 1793 bei Ketsch zwischen Manheim und Speier über den Rhein, nahm im Oct. mit dem Herzoge von Braunschweig die berühmten weißenburger Linien, wofür er mit dem Großkreuze des Theresienordens belohnt ward, mußte sich aber im Dec. unter Aufgebung der erkämpften Vortheile über den Rhein zurückziehen und wurde im Jan. 1794 vom Commando abberufen. Erst im Aug. 1795 traf er wieder am Rheine ein, schlug im Oct. die Franzosen bei Manheim, welches er dann belagerte und eroberte, übernahm am 1. Jul. 1796, den Befehl über die aus Italien bis nach Tirol zurückgedrängten östreich. Streitkräfte, mit denen er sogleich angriffsweise verfuhr, allein seine Macht theilte, um Mantua zu entsetzen. Die Franzosen hoben daher die Belagerung zwar auf, schlugen aber W.'s Truppen einzeln nach Tirol zurück. Bei seinem zweiten Vordringen erreichte jedoch W Mitte Sept. diese Festung, ward aber vom Feinde darin eingeschlossen. Er vertheidigte den Platz zwar aufs hartnäckigste, mußte aber endlich aus gänzlichem Mangel an Lebensmitteln und Arzneien bei eingerissenen Seuchen am 2. Febr. 1797 Mantua durch für W. sehr ehrenvolle Capitulation übergeben. Er begab sich hierauf nach Wien und sollte commandirender General in Ungarn werden, starb aber noch vorher im Aug. 1797. Zu den rühmlichen Charakterzügen dieses verdienten Feldherrn gehörte auch religiöse Duldsamkeit, die er unter Anderm durch Einrichtung eines Gottesdienstes für die protestantischen Soldaten zu Prag bewährte, ehe noch die dort wohnenden Protestanten eine Kirche hatten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 758.
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