[161] Selbstliebe (die) ist ein von der Natur jedem lebendigen Geschöpfe eingepflanztes Gefühl, welches sich zunächst als Trieb der Selbsterhaltung äußert. Auch der Mensch hat Selbstliebe, und zwar als vernunftbegabtes Wesen im höhern Grade, indem sie bei ihm zu dem Streben wird, sein leibliches und geistiges Wohl auf jede wahrhaft heilsame, d.h. vernünftige Weise zu fördern. Sie artet aber zum Fehler und Laster aus, wenn es vorzugsweise das sinnliche Wohlleben ist, welches der Mensch zum Nachtheil seines geistigen Daseins zu begründen sucht, und wenn er endlich kein Mittel [161] scheut, sein irdisches Wohl zu fördern. So ist sie Eigensucht und als Leidenschaft Egoismus (s.d.).