Stöchiometrie

[304] Stöchiometrie (die) oder die chemische Proportionslehre, auch chemische Meßkunst und Lehre von den chemischen Äquivalenten genannt, ist die Lehre von den bestimmten Verhältnissen, nach denen sich Körper miteinander chemisch verbinden. Dieselbe diente wesentlich zur wissenschaftlichen Begründung der neuern Chemie und wurde nach ihren Grundzügen zuerst von dem Chemiker Richter am Ende des vorigen Jahrhunderts entdeckt, dann aber von den berühmtesten neuern Chemikern weiter ausgebildet. Sie beruht darauf, daß man jedem Stoffe ein bestimmtes relatives Gewicht beilegen kann, nach welchem er mit bestimmten Gewichten anderer Stoffe sich chemisch verbindet. Man nimmt dabei das Gewicht irgend eines chemisch einfachen Stoffes als Einheit an, gewöhnlich entweder das des Wasserstoffs oder das des Sauerstoffs, und berechnet danach die Gewichte der übrigen Stoffe. Man nennt dieses Gewicht das chemische Gewicht, das Mischungsgewicht, die stöchiometrische Zahl, das chemische Aequivalent oder das Atomgewicht. Hat man nun irgend zwei miteinander in chemische Verbindung tretende Körper, so geben die Mischungsgewichte derselben das Verhältniß an, nach welchem sich dieselben miteinander chemisch verbinden. Man hat gefunden, daß alle innigen Verbindungen nach einem solchen Verhältniß zusammengesetzt sind, daß ein Mischungsgewicht des einen Stoffs mit 1/4, 1/3, 1/2, 2/3, 3/4, 1, 11/2, 2, 21/2, 3, 4, 5, 6, 7 oder mehr Mischungsgewichten des andern verbunden ist. Das Mischungsgewicht zusammengesetzter Körper findet man, wenn man die Mischungsgewichte seiner Bestandtheile zusammenaddirt. Nach diesem Gewichte gehen dann die zusammengesetzten Körper wieder neue Verbindungen ein.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 304.
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