Thomas von Kempis

[420] Thomas von Kempis, eigentlich Thomas Hammerken oder Hämmerlein, aber von seinem Geburtsorte Kempen im Erzbisthum Köln, wo er 1388 geboren ward, Thomas a Kempis genannt, war einer der geistvollsten Mystiker des 15. Jahrh. Durch seine Predigten und zahlreichen Erbauungsschriften wirkte er dem scholastischen Formelwesen und der mönchischen Werkheiligkeit entgegen und führte in die Kirche des Herzens, in den stillen Umgang mit Gott und Jesu ein. Sein berühmtestes Buch von der Nachfolge Christi (s.d.) (eigentlich der Titel des ersten Buches der vier Bücher »Von der Verachtung der Welt«), das nächst der h. Schrift die meisten Auflagen, mehr als 1800, erlebte und in alle Sprachen übersetzt wurde, ist ihm als Verfasser streitig gemacht worden. Der eigentliche Verfasser desselben soll ein sonst unbekannter Abt des Benedictinerklosters zu Vercelli in der Lombardei aus dem 13. Jahrh., Namens Gerson, gewesen sein, weshalb es auch irrthümlich dem gleichnamigen berühmten Kanzler der pariser Universität zugeeignet wird; den Namen des Thomas soll es aber nur aus dem Grunde führen, weil derselbe das Buch abgeschrieben und nach der Weise der damaligen Zeit unter die Abschrift seinen Namen gesetzt habe. T. starb 1471 als Superior des Klosters der Augustiner-Chorherren auf dem Agnetenberge bei Zwoll.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 420.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: