[423] Thunfisch (der) ist ein weitverbreiteter Seefisch, der aber vorzüglich im mittelländ. und im schwarzen Meere häufig vorkommt.
Man rechnet ihn zu der Gattung der Makrelen (s.d.). Er zeichnet sich dadurch aus, daß die Rückenflossen fest aneinanderstoßen und daß er 8–9 Nebenflossen hat. Der Kopf ist klein und von den beiden, mit spitzen Zähnen besetzten Kinnladen ragt die untere etwas vor. Er ist von oben stahlblau und hat an den Seiten weiße und silberglänzende Schuppen. Die vordere Rückenflosse ist bläulich, die Schwanzflosse schwärzlich und die übrigen Flossen sind gelblich. Die meisten Thunfische sind nur 2 F. lang, doch gibt es deren auch, die 8–10 F. lang und 5–6 Centner schwer sind. Er ist ein Raubfisch und wird besonders den Heringen und den kleinern Makrelen gefährlich. Man erzählt, daß er durch kreisförmige Bewegungen eine Menge kleinerer Fische zusammentreibe und dann mehre auf einmal verschlucke. Dagegen wird auch er vom Haifische verfolgt. Im Mai und Juni ziehen die Thunfische in großen, dichtgedrängten Haufen nach den Küsten der Meere, wo sie (im Meere selbst, nicht in den Mündungen der Flüsse) ihre Eier absetzen. Sie haben ein derbes, nahrhaftes Fleisch, welches Aehnlichkeit mit dem Kalbfleische hat, und sie werden daher frisch, marinirt und eingesalzen gegessen. Der Thunfischfang wird besonders um Sicilien und Sardinien und bei Toulon sehr stark betrieben. Auf Sardinien ist er ein wahres Volksfest. Er beginnt damit, daß die Fischer eine große Strecke des Meeres mit ihren Fahrzeugen umstellen. Die Netze werden gleichlaufend mit den Küsten ausgeworfen, sodaß sie zwei lange Parallelwände bilden, oben werden sie durch schwimmende Korkstücke, unten durch Bleistücke und Steine gehalten. Durch die Fahrzeuge werden die Fische zwischen die Netze und das Ufer getrieben. Die Netze sind so eingerichtet, daß sie einzelne Zellen haben, von denen eine Öffnung [423] nach außen hat, die übrigen aber mit jener in Verbindung stehen; alle diese Öffnungen können nach Willkür geschlossen werden. Die nachstehende Abbildung dient zur Erläuterung. Bei c ist die erste nach außen gehende Öffnung. Die Fische, welche einen Ausweg suchen, gehen durch diese in die innern Zellen und füllen diese allmälig aus, worauf die Öffnungen, eine nach der andern und zuletzt auch die Öffnung c geschlossen wird. Hierauf umstellen die Fischer die erste Zelle B, die sogenannte Todtenkammer, ziehen sie in die Höhe und tödten nun die mächtig um sich schlagenden und das Meer aufpeitschenden Fische mit spitzen Stangen, welches unter allgemeinem Geschrei und Jubel geschieht. Ist alle Beute auf die Schiffe gebracht, so kehren diese nach dem Ufer zurück, die Fische werden nun ausgeweidet und, was nicht frisch verspeist wird, eingesalzen.