Trophonius

[485] Trophonĭus und sein Bruder Agamedes, die Söhne des Königs Erginus von Orchomedos in Böotien, werden in der Fabelgeschichte als geschickte Baumeister und Erbauer des Apollotempels zu Delphi und mehrer anderer Tempel geschildert. Hirieus, des Apollo Sohn von Alcyone, ließ sich von ihnen auch eine Schatzkammer aufführen, in der sie aber einen Stein so anbrachten, daß er von außen herausgenommen werden konnte und einen Zugang gewährte. Als nun Hyrieus die Verminderung seiner Schätze gewahr wurde, legte er Schlingen, in denen Agamedes unrettbar gefangen wurde. Damit aber die Sache unentdeckt bleibe, schnitt ihm T. den Kopf ab und nahm diesen mit fort, damit der Leichnam nicht erkannt werden könne. T. floh in die Gegend von Lebadia in Böotien, wo er von der Erde verschlungen worden sein soll, d.h. er legte sich hier eine unterirdische Wohnung an, wo er den Wahrsager spielte. Nach seinem Tode ward er göttlich verehrt und hatte bei seinem letzten Aufenthalte ein berühmtes Orakel, wo Diejenigen, welche sich Raths dort erholen wollten, durch eine enge Öffnung an den Füßen in eine unterirdische Höhle hinab-und herausgezogen wurden, und häufig von den dabei ausgestandenen Schrecken zeitlebens einen schwermüthigen und traurigen Anstrich behielten, sodaß man von einen niedergeschlagenen, sauertöpfigen Menschen sogar sprüchwörtlich zu sagen pflegte, er komme aus der Höhle des T.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 485.
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