Vandiemensland

[553] Vandiemensland ist eine mehr als 1200 ! M. große Insel, die von der Südostspitze des Festlandes von Australien durch die 30 M. breite und 36 M. lange Baßstraße getrennt wird, welche viele gefährliche Felsenriffe und zahlreiche Inseln (King-, Fourneaux-, Präservations-, Schwaninseln u.a.m.) enthält und von dem Wundarzte Baß 1797 entdeckt wurde. V. wurde zuerst 1642 von dem holländ. Seefahrer Abel Janssen Tasman entdeckt und nach dem damaligen holländ. Statthalter in Ostindien (van Diemen) benannt; doch geben ihm die Bewohner desselben lieber den auch sonst dafür gebrauchten Namen Tasmanien, um sowol den Entdecker zu ehren, als Verwechselungen mit der Vandiemensland benannten Gegend an der Nordküste von Australien zu verhüten. Seit 1804 erst wurde in V. von Großbritannien eine Verbrechercolonie unter dem Gouverneur von Botanybai angelegt,[553] die aber durch freie Ansiedler so schnell zunahm, daß sie 1826 eine selbständige, von jenem nicht mehr abhängige Regierung erhalten hat und jetzt etwa 30,000 Bewohner europ. Abkunft (darunter gegen 7000 Sträflinge) zählt, sowie eine öffentliche Einnahme von ungefähr 65,000 Pf. St. hat. Der Gesammtwerth des Eigenthums der Colonisten wurde 1830 schon auf 15 Mill. Thaler berechnet. Der Boden ist zum Theil sandig; von den mäßighohen Bergzügen in verschiedenen Gegenden des Landes erhebt sich der Tafelberg an der Südspitze allein bis zu 3964 F. Von den nicht zahlreichen großen Flüssen sind der Derwent, Tamar und Dalrymple eine Strecke weit schiffbar; die Küste hat mehre Baien und einige vortreffliche Häfen. Das Klima ist im Sommer sehr heiß, im Winter aber so gelind, daß wenig Kaminfeuer nöthig ist; die in Südwales so häufig verderblichen Dürren und großen Überschwemmungen sind hier unbekannt.

Außer umfänglichen Waldungen von 6–7 F. starken und 150 F. hohen Bäumen aus der Familie der Myrten und durch ihr hartes und wohlriechendes Holz ausgezeichneten Hüonfichten, gleicht die Pflanzenwelt der von Australien; Dasselbe gilt von den Thieren mit Ausnahme einer nur den Heerden gefährlichen Art Panther und des Bartvogels, welcher die Größe der Schnepfen hat und als großer Leckerbissen gilt. Steinkohlen, Eisen, Salz gehören zu den werthvollen Mineralien der Insel, deren Küsten fischreich und wie mit Muscheln bedeckt sind. Die angebauten Producte sind ziemlich dieselben, wie in Botanybai; doch gedeihen Südfrüchte und Mais nicht mehr recht, dagegen europ. Obstarten und besonders Äpfel desto besser. Europ. Hausthiere, auch Schafe, kommen sehr gut fort und Wolle wird nach England ausgeführt. Die Eingeborenen gehörten zum Theil einer andern Race an, wie die von Neuholland und hatten wolliges Haar und schwarze Haut, standen jenen aber an Roheit nicht nach. Von den Ansiedlern vielfach gereizt und selbst mit Gift bekämpft, waren sie die erbittertsten Feinde der Europäer, sind aber bis auf wenige Hundert zusammengeschmolzen, und man hat schon beabsichtigt, sie ganz nach einer benachbarten, gegen O. liegenden Insel zu versetzen. V. wird in zwei Grafschaften, Buckingham im S. und Cornwall im N. getheilt. In der erstern liegt am Fuße des Tafelbergs und 13 M. von der Mündung des Derwent, in dessen Hafen die gesammten Flotten Europas Raum haben, die 1804 gegründete Hauptstadt Hobarttown, jetzt mit 11,000 Einw., welche durch regelmäßige Dampfschiffahrt mit dem 50 deutsche M. entfernten Port-Jackson in Verbindung steht und der Sitz einer Bank, mehrer Buchdruckereien, einiger Fabriken und eines ansehnlichen Handels mit Sydney, dem Cap, Ostindien und England ist; auch wird an der Südküste einträglicher Walfischfang getrieben. In Cornwall ist Brighton seit 1825 Sitz der Regierung; Georgetown wurde 1817 an der Mündung des Tamar, Richmond 1824 am Kohlenflusse angelegt und die Colonie ist noch fortwährend im Aufblühen begriffen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 553-554.
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