[615] Klima (das) eines Ortes nennt man die allgemeinen Witterungsverhältnisse desselben, welche im Temperaturwechsel, in Winden, Regen, Schnee, Gewittern u.s.w. sich äußern. Von dem Klima hängt dann die ganze äußere Erscheinung eines Ortes ab. Der Pflanzenwuchs, die Thierwelt, selbst die Beschaffenheit des Menschen und die Art, wie seine Lebensweise eingerichtet ist, sind in den verschiedenen Klimaten gänzlich verschieden. Man kann die Ursachen, welche die klimatische Beschaffenheit eines Ortes bedingen, in allgemeine und besondere eintheilen, insofern die letzteren nicht an allen Orten der Erde thätig sind. Die wichtigste der allgemeinen Ursachen ist die geograph. Breite, die Entfernung von dem Äquator; denn es ist bekannt, daß die Hitze unterhalb des Äquators und in der Nähe desselben am heftigsten ist, von da ab aber nach den Polen durch alle Wärmegrade in die heftigste Kälte übergeht. Mit dieser von der Breite abhängigen Verschiedenheit der Temperatur hängt dann auch die Verschiedenheit im Verlauf der Jahreszeiten (s.d.) innig zusammen und während in den Polargegenden Schnee und Eis nie verschwindet, sind dieselben in den Äquatorialgegenden völlig unbekannt. Von nicht viel geringerm Einflusse auf das Klima eines Ortes ist dessen Erhebung über den Meeresspiegel. Wenn man einen sehr hohen Berg ersteigt, so durchwandert man allmälig die verschiedensten Klimate. Während vielleicht am Fuß des Berges niemals das Wasser zu Eis erstarrt, herrscht am Gipfel desselben ein ewiger Winter. Auch der Pflanzenwuchs zeigt an Bergen diesen Wechsel der Klimate. Es ist eine bekannte Thatsache, daß wir bei Besteigung eines hohen Berges diejenigen Pflanzen nach und nach treffen, auf welche wir ebenfalls bei einem weitern Vordringen nach den Polargegenden stoßen. Besondere Eigenthümlichkeiten zeigt das Klima der Hochebenen, d.h. der Ebenen, welche [615] sich in einer bedeutenden Höhe über dem Meeresspiegel hinziehen. Hier wechseln, besonders wenn jene Ebenen in Gegenden liegen, welche vermöge ihrer geogr. Breite eine höhere Temperatur haben, verhältnißmäßig sehr warme Tage mit sehr kalten Nächten und nur selten erheben sich Regenwolken bis über diese Ebenen. So liegt z.B. Quito unter dem Äquator, und doch sinkt hier der Thermometer zuweilen bis unter 0°, weil das Land 8000 F. über dem Meere liegt. Die dritte allgemeine Ursache der klimatischen Beschaffenheit ist die Beschaffenheit des Bodens. In sandigen Gegenden zieht sich die atmosphärische Feuchtigkeit schnell in den Boden, der dennoch eine fortwährende Trockenheit zeigt. Bei größerer Ausdehnung solcher Sandgegenden verdunstet niemals Wasser von dem Boden in die Luft und es können daher auch keine wässerigen Niederschläge, kein Regen, erfolgen. Auf diese Weise entstehen die Wüsten, in denen auf die Länge kein Thier und keine Pflanze mit wenigen Ausnahmen existiren kann. Mitten in diesen Wüsten liegen aber Stellen, welche einen sehr üppigen Pflanzenwuchs zeigen, die Oasen. Es sind diese solche Stellen, wo sich unter dem Sande ein festes Gestein befindet, welches das Tiefersinken des atmosphärischen Wassers hindert, sodaß dieses sich sammelt und vereint mit der herrschenden Wärme das blühendste Leben mitten in der Einöde hervorruft. – Außer den angegebenen Ursachen wirken nun aber bei jedem einzelnen Orte auf der Erde eine Unzahl von Einzelnheiten, welche der Umgebung desselben angehören, auf das Klima desselben. Am wenigsten ist dieses auf dem Meere, besonders in größerer Entfernung von den Küsten der Fall. Aus diesem Grunde zeigt auch das Klima über dem Meere eine größere Regelmäßigkeit, indem nicht allein weniger und nur allmälige Wechsel vorkommen, sondern auch eine fast völlige Abhängigkeit von der geogr. Breite stattfindet. Auf dem Lande sind die besondern Ursachen zuweilen ebenso mächtig oder noch mächtiger als die allgemeinen. Berge, namentlich Bergketten, kühlen die Luft ab, sammeln die Feuchtigkeit aus der Atmosphäre und theilen dieselbe dem Lande in Quellen und Bächen mit und bestimmen die Richtung der Winde, halten wol auch gewisse Winde von den unter ihnen liegenden Gegenden völlig ab. Man findet in Norwegen Thäler, welche gegen Süden gerichtet und übrigens vor allen andern Winden geschützt sind; in denselben herscht ein so mildes Klima, daß selbst die feinern Obstsorten zur Reise gelangen. In engen Thälern sind die Gewitter heftig, lang anhaltend und oft wiederkehrend, weil die tief gehenden Wetterwolken von den Bergwänden nicht fortgelassen, sondern zurückgeworfen werden. Die Winde selbst sind von sehr verschiedenem Einfluß auf das Wetter, je nachdem sie über weit ausgebreitete Ebenen oder über Gebirge, oder endlich über das Meer kommen. Küsten und Inseln haben ein eigenthümliches Klima, indem sie fast dieselbe Regelmäßigkeit und Gleichförmigkeit des Klimas zeigen, wie das sie umgebende Meer. Überdies sind ihnen Stürme, Nebel und zum Theil Überschwemmungen eigenthümlich. Von bedeutendem Einfluß auf das Klima sollen auch große Waldungen sein, sodaß die ganze klimatische Beschaffenheit von Ländern, welche mit Waldungen bedeckt sind, verändert wird, wenn man diese ausrottet. – Das Klima einzelner Länder erleidet in Jahrhunderten keine Veränderung. Eine Menge von Thatsachen bezeugen aber, daß in noch längern Zeiträumen allerdings sehr bedeutende Veränderungen in dem Klima der meisten, wahrscheinlich aller Gegenden der Erde vorgegangen sein müssen. Man hat in kalten Gegenden Versteinerungen von Pflanzen und Thieren gefunden, welche einst hier gelebt haben müssen, die aber ihrer natürlichen Beschaffenheit nach nur in warmen, ja heißen Gegenden existiren können. Diese großartigen Veränderungen haben unstreitig darin ihren Grund, daß die Erde ihre Stellung auf ihrer Bahn verändert. Deutschland muß nach der Erzählung der Alten einst ein weit rauheres Land gewesen sein als gegenwärtig, und man sieht den Grund dieser Veränderung in dem Anbau des Bodens und der Ausrottung der Wälder.
Des Einflusses, welchen das Klima auf die ganze organische Welt ausübt, wurde im Allgemeinen schon gedacht. Nur der Mensch scheint unter allen Himmelsstrichen fortkommen, sich an ein ihm von Geburt fremdes Klima gewöhnen oder sich akklimatisiren zu können; doch sind auch ihm die zunächst um die Pole liegenden Gegenden unzugänglich. Man hat viele Versuche gemacht, aber noch Niemand ist es gelungen, in die Nähe des Nordpols, noch weniger in die des Südpols zu gelangen. Die Kälte ist hier unerträglich. Das Ende der nördlichen Gegenden, in denen es Menschen Jahre lang ausgehalten haben, ist Spitzbergen. Der bekannte Reisende und Naturforscher Scoresby war mehre Mal während des Sommers hier, traf aber nur einmal eine Temperatur von etwas über 7° R. Gewöhnlich ist die Temperatur höchstens 1° R. Je weiter man gegen die Pole vordringt, desto mehr verschwindet die Mannichfaltigkeit der Thier- und Pflanzenwelt, durch welche die Äquatorialgegenden sich auszeichnen. Jedes Klima hat seine eigenthümliche Thier- und Pflanzenwelt, aber während besonders die Pflanzen kalter Gegenden gut in warmen Ländern gedeihen und hier oft noch schöner und kräftiger sich ausbilden, kommen die Gewächse warmer Klimate gar nicht oder nur mit Hülfe der Kunst in den kalten fort. In den heißen Gegenden erreichen die Gewächse oft eine ungewöhnliche Größe, wie denn z.B. A. von Humboldt unter dem Äquator Feigenbäume fand, welche Stämme von 22 Fuß im Durchmesser hatten. Indem man mit der Bibel annimmt, daß alle Menschen von Einem Menschenpaare ursprünglich abstammen, muß man die großen körperlichen und auch geistigen Verschiedenheiten, welche die sogenannten Menschenracen zeigen, von dem schon Jahrtausende währenden Einfluß des Klimas der Länder ableiten, in welche die Menschen sich vertheilt haben. Bemerkenswerth ist auch, daß die Bewohner gewisser Gegenden, welche klimatische Eigenthümlichkeiten haben, von gewissen Krankheiten vorzugsweise heimgesucht werden. So findet man Hautausschläge, die Pest, das gelbe Fieber vorzugsweise in heißen Gegenden, den Weichselzopf in der großen Tatarei, in Siebenbürgen, Ungarn und Polen; Kakerlaken, Kretins in den engen Bergschluchten, namentlich der Alpengebirge; heftige Augenentzündungen in Ägypten. Einzelne Krankheiten sind aus fernen Gegenden nach Europa vorgedrungen, scheinen aber hier allmälig, sowie sie sich einbürgern, an ihrer ursprünglichen Heftigkeit zu verlieren. So kamen die Menschenpocken wahrscheinlich aus dem innern Afrika, die Masern aus Äthiopien, die Syphilis aus Amerika und die Cholera aus Ostindien.
Buchempfehlung
Die beiden Schwestern Julchen und Lottchen werden umworben, die eine von dem reichen Damis, die andere liebt den armen Siegmund. Eine vorgetäuschte Erbschaft stellt die Beziehungen auf die Probe und zeigt, dass Edelmut und Wahrheit nicht mit Adel und Religion zu tun haben.
68 Seiten, 4.80 Euro