[1] Fabriken oder Manufacturen heißen Anstalten, in welchen durch geschickte Vertheilung der Arbeit die Verfertigung gewisser Waaren (Fabrikate) im Großen auf die möglichst schnellste und beste Weise betrieben wird. Eigentlich heißt (lat.) Faber ein Schmied, Fabrik also eine Schmiedewerkstätte, und Manufactur bedeutet eine Werkstätte für Handarbeiter, und man sollte daher nur solche Werkstätten, wo Hammer und Feuer in Anwendung kommen, Fabriken nennen, nicht aber z.B. Strumpffabrik für Strumpfmanufactur sagen. Auch hat man zwischen Fabrik und Manufactur so unterschieden, daß in jener durch Menschen und Maschinen, in dieser nur durch Menschenhand gearbeitet werde; doch wird im gewöhnlichen Leben kein derartiger Unterschied streng festgehalten. Die Vertheilung der Arbeit in den Fabriken geschieht so, daß jeder einzelne Theil der herzustellenden Waare besonders gearbeitet wird, sodaß derselbe Arbeiter fortwährend nur ein und denselben Theil herzustellen hat, worin er es denn natürlich zu einer großen Fertigkeit bringen muß. Daher kommt es, daß eine gewisse Anzahl Fabrikarbeiter viel mehr leisten als ebenso viele Handwerker, die sich jeder einzeln mit Herstellung derselben Sache beschäftigen. Da überdies die Fabrikarbeiter einen weit geringern Tagelohn erhalten, als der einzelne Handwerker verdienen will, und zur Bearbeitung im Großen die rohen Stoffe in großen. Quantitäten angeschafft werden, so können die Fabrikherren (Fabrikanten, Manufacturisten) ihre Waaren beiweitem billiger und in Bezug auf Bearbeitung auch besser als die Handwerker liefern. Das Fabrikwesen ist durch den in neuerer Zeit so außerordentlich vervollkommneten Maschinenbau noch ungemein erweitert und verbessert worden. Der Vortheil der Fabriken ist, daß sie Einzelne bereichern, die Waaren wohlfeil und daher auch den ärmern Classen zugänglich machen, mithin überhaupt die Befriedigung der Bedürfnisse auf angenehme Art erleichtern; der Nachtheil, daß sie die Handwerker, damit den achtungswerthen Mittelstand, der sich überall durch sittliche Tüchtigkeit vor den übrigen Ständen auszeichnet, drücken und verarmen machen und die Fabrikarbeiter durch die Einförmigkeit der Arbeit gewissermaßen zu Maschinen herabwürdigen, welches, wie die Erfahrung gezeigt hat, zur Vermehrung der Sittenlosigkeit in dieser Classe beiträgt. Durch das Umsichgreifen des Fabrikwesens werden allmälig die bürgerlichen Verhältnisse gänzlich umgekehrt werden, und so sehr der Nachtheil der Fabriken durch das Einführen der Maschinen für den Augenblick gesteigert worden, indem eine Menge Arbeiter dadurch nahrungslos geworden, so ist doch grade von den Maschinen eine neue bessere Gestaltung des bürgerlichen Lebens zu erwarten, indem durch sie die großen Vortheile der Fabriken noch erhöht, die demoralisirenden [1] Folgen aber größtentheils aufgehoben werden. Die im Augenblick eintretende Brotlosigkeit Einzelner wird im Ganzen nur förderlich auf die geistige Regsamkeit der Völker wirken, indem immer neue Erwerbsquellen gesucht werden müssen, und bei Herstellung aller Kunstproducte die höchste Vollendung, verbunden mit dem billigsten Preise, erstrebt werden muß.