Vaudeville

[561] Vaudeville. Für gewöhnlich versteht man unter Vaudeville eine der franz. Literatur ursprünglich allein angehörende Art von Theaterstücken, Comédie-Vaudeville, Folie-Vaudeville, Drame-Vaudeville näher bezeichnet, die meist Gelegenheitsstücke in Beziehung auf pariser Vorfälle oder politische und andere Begebenheiten sind und in denen gesprochen und gesungen wird. Die letztere Partie derselben, die sogenannten Couplets 8 Strophen), werden gewöhnlich nach beliebten Melodien vorgetragen und enthalten die meiste Satire und Laune. In Paris besteht schon seit 1691 ein Théâtre national de Vaudeville, für welches Scribe und Melesville vorzüglich arbeiten, deren oft sehr locker zusammengewürfelte Stücke auch häufig ins Deutsche übertragen werden. Von deutschen Schriftstellern haben sich neuerlich von Holtei, Blum, Angely, Bäuerle und Castelli besonders in dieser Gattung versucht. Eigentlich bedeutet aber Vaudeville ein beliebtes fröhliches Lied, wenn auch gerade noch kein Volkslied, und soll aus Val de Vire (Virethal) in der untern Normandie und dort wie Vau de Vire gesprochen, entstanden sein, wo zu Ende des 14. Jahrh. ein poetischer Walkmüller Olivier Basselin lebte, welcher viel lustige Lieder verfaßte, die sich rasch weiter verbreiteten. Bevor man jedoch in neuerer Zeit auf diese Ableitung kam, erklärte man es durch voix de ville und dachte sich darunter ein Spottlied und eine Art Gassenhauer.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 561.
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