Melodie

[107] Melodie heißt nach dem Griechischen überhaupt eine regelmäßige Folge abwechselnd hoher und tiefer Töne von verschiedener Zeitdauer, welche angenehm und das Gemüth anregend ins Ohr fallen. Durch sie sucht der Tonsetzer hauptsächlich die beabsichtigte Wirkung auf das Gefühl zu erreichen und es kann daher kein musikalisches Kunstwerk der Melodie entbehren, welche in mehrstimmigen Tonstücken durch die Hauptstimme ausgeführt wird und der die übrigen Stimmen, sowie die Harmonie sich unterordnen, welche blos unterstützend und vervollkommnend mitwirkt. Die Melodie stellt demnach Gedanken in Tönen vor und die Harmonie trägt zur Verdeutlichung und Ausführung derselben bei. In begrenzterm Sinne versteht man unter einer Melodie die Weise eines bestimmten Musik- oder Singstücks. und wenn z.B. bei einem Gesange bemerkt ist: »Melodie: Bekränzt mit Laub u.s.w.«, so heißt das, er soll nach der Weise des bekannten Rheinweinliedes gesungen werden. Das Erfinden guter Melodien ist die Sache geistiger Thätigkeit; man fodert davon im Allgemeinen, daß sie dem Ohre leicht verständlich, den Instrumenten oder Singstimmen, welche sie ausführen sollen, angemessen und bei Gesangstücken insbesondere dem Inhalte möglichst entsprechend seien. Die Melodik [107] lehrt die Regeln des mechanischen Baues der Melodie, und melodisch heißt theils der Melodie entsprechend, theils überhaupt anmuthig tönend.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 107-108.
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