[627] Vorrücken der Äquinoctien oder Nachtgleichen wird die regelmäßige, jährlich um 501/15 Secunden von O. nach W. stattfindende Vorrückung der Durchschnittpunkte der Ekliptik mit dem Äquator (s. Äquinoctien) genannt, sodaß diese binnen 100 Jahren etwas über einen Grad, will man sich genau ausdrücken, westl. zurückgewichen sind. Die Erklärung dieser Erscheinung ist von Newton aus der von Sonne und Mond auf die Erde ausgeübten ungleichmäßigen Anziehung und der unvollkommenen Rundung derselben nachgewiesen worden. Eine Folge dieser Veränderung der Punkte, wo man die Sonne jährlich gerade über dem Äquator oder zur Zeit der Nachtgleichen am Himmel sieht, ist bei allen Fixsternen eine Zunahme der Länge derselben, bei gleichbleibender Breite und gegenseitiger Lage. Diese veränderte Länge wurde schon 136 v. Chr. von dem griech. Astronomen Hipparch beobachtet und sie hat bis jetzt um mehr als 30 Grad zugenommen. Um die vollen 360 Grad des Äquators zurückzulegen, bedarf jenes Vorrücken der Nachtgleichen 25,788 Jahre, ein Zeitraum, welchen man das große oder Platonische Jahr genannt hat. Innerhalb desselben machen zugleich alle Sternbilder einen scheinbaren Umlauf um die Axe der Ekliptik und die Alten glaubten, daß nach Ablauf dieses großen Zeitabschnittes, in der moralischen, physischen und politischen Welt alle Ereignisse wieder von vorn anheben würden.