[783] Zedlitz (Jos. Christian, Freiherr von), einer der geachtetsten unter den lebenden deutschen Dichtern, geb. 1790 zu Johannesberg im östr. Schlesien, wo sein Vater Landeshauptmann war, erhielt seine Erziehung in Breslau, trat 1806 in ein östr. Husarenregiment und wohnte dem Feldzuge von 1809 bei, aus dem er als Oberlieutenant zurückkehrte. Im J. 1810 zum kais. Kammerherrn ernannt, vermählte er sich, nahm seine Entlassung aus dem Heere, lebte seitdem zu Wien, und hat seine Muße zu dichterischen Arbeiten verwendet, welche ihm einen ausgezeichneten Ruf als lyrischen und dramatischen Dichter erworben haben. Namentlich wendeten ihm seine zuerst 1828 einzeln herausgegebenen, dem Könige Ludwig von Baiern zugeeigneten »Todtenkränze« (vermehrte Aufl. Stuttg. 1831) die allgemeine Aufmerksamkeit zu, in denen er das Andenken großer Todten feiert und die ital. Canzone zuerst mit Glück in einer umfänglichern Dichtung anwendet, wobei er zugleich seine ungemeine Sprachgewandtheit bewährte. In seinem dramatischen Werken (4 Bde., Stuttg. 1834–36) verräth sich die Vorliebe für das alte span. Theater, insbesondere in dem nach Lope de Vega bearbeiteten Trauerspiele »Der Stern von Sevilla«, welches auf der Bühne großen Beifall erhielt, wie denn auch mehre andere Trauerspiele: »Turturell« (1821), »Zwei Nächte in Valladolid« (1825), das Lustspiel »Liebe findet ihre Wege« (1827), »Kerker und Krone« (1834), ein Schauspiel, welches die letzten Lebenstage Tasso's darstellt, die Probe wiederholter Aufführung vortheilhaft bestanden haben. In ihnen, wie in seinen lyrischen Gedichten (Stuttg. 1832) spricht sich überall eine edle, begeisterte Lebensanschauung aus. Eins der letzten, »Die nächtliche Heerschau«, in welcher er einen Tambour Napoleon's todte Heerschaaren heraufbeschwören läßt, ist in der franz. Übersetzung zum Volkslied geworden. Auch hat Z. eine gelungene Übersetzung von Byron's »Childe Harold« (Stuttg. 1836) geliefert.