[320] Breslau, die Hauptstadt der preuß. Provinz Schlesien und des breslauer Regierungsbezirks, liegt in einer weiten Ebene theils am linken Ufer der hier die Ohlau aufnehmenden Oder, theils auf Oderinseln, und einige Vorstädte breiten sich auch am rechten Ufer aus.
Die Zeit der ersten Anlage wird ins Jahr 900 gesetzt und der poln. Herzog Wratislaw als Gründer desselben genannt, von dem sie auch den slaw. Namen Wratislawa führt. Die zu Anfange des 16. Jahrh. erweiterten ältern Befestigungen der Stadt wurden durch Friedrich II. nach Eroberung Schlesiens (1741) noch mehr verstärkt, nachdem aber 1807 franz. Truppen die Stadt eingenommen, größtentheils gesprengt und in späterer Zeit theils bebaut, theils in die Stadt umgebende Spaziergänge verwandelt. Von den Bastionen ließ man drei stehen, legte Gärten darauf an und eine derselben, die Taschenbastion, gewährt einen herrlichen Überblick der südl. und östl., von dem fernen Riesen- und Glazergebirge begrenzten Gegend. B. hat gegen 90,000 Einw., ist ziemlich regelmäßig gebaut, die Häuser sind hoch, die Bürgersteige mit Granitquadern belegt, die Straßen jedoch meist schmal. Der Hauptplatz ist der Ring, ein regelmäßiges, von hübschen Gebäuden umgebenes Viereck, in dessen Mitte außer mehren, meist neuen Häusern auch das wahrscheinlich im 14. Jahrh. erbaute Rathhaus steht, das hier von der Ostseite mit der Haupttreppe und von der Südseite abgebildet ist und über dessen gothischen Fenstern auch die schönen Sculpturarbeiten zu bemerken sind. Mit dem Ringe hängt am südwestl., gleichfalls viereckigen Winkel der Blücherplatz zusammen, in dessen Mitte das eherne Standbild des Fürsten Blücher und an dessen Südseite die Börse steht, ein großes neues Gebäude mit einer auf korinthischen Säulen ruhenden Vorhalle. Andere Plätze sind der Neumarkt, wo der Kornmarkt gehalten wird, und der Tauentziensplatz vor dem schweidnitzer Thore, von wenig neuen Häusern und von Gärten umgeben, in dessen Mitte das Denk- und Grabmal des 1791 verstorbenen Generals Tauentzien steht. Von ausgezeichneten Gebäuden sind ferner zu erwähnen: die Elisabethkirche mit einem 364 F. hohen Thurme, und die Magdalenenkirche, beide evangelisch; die Domkirche mit der Residenz des Fürstbischofs; die Kreuz- und die Sandkirche; das Regierungsgebäude, das Oberlandesgericht und das nicht sehr ansehnliche kön. Palais; das Universitätsgebäude mit der Sternwarte und dem zoologischen Museum; die Bibliothek; die Reiterkaserne mit einem artesischen [320] Brunnen und viele andere. B. ist der Sitz des Oberpräsidenten der Provinz, einer Regierung, des Oberlandesgerichts, des Consistoriums und Provinzial-Schulcollegiums, sowie vieler hoher Provinzialbehörden. Die hiesige Universität, mit der wissenschaftliche Sammlungen und Bildungsanstalten aller Art verbunden sind, wurde 1811 von Frankfurt an der Oder hierher verlegt und die Bibliothek derselben ist noch in neuerer Zeit aus aufgehobenen Klöstern namentlich mit Urkunden bereichert worden. Unter den Wohlthätigkeitsanstalten verdienen das große Krankenhaus zu Allerheiligen, die Krankenhäuser der barmherzigen Brüder und der Elisabethinerinnen, eine Blindenunterrichts- und eine Taubstummenerziehungsanstalt besonders ausgezeichnet zu werden; auch befinden sich in B. zahlreiche Tuch-, Kattun-, Seiden- und andere Fabriken, Färbereien, Zuckersiedereien und große Brennereien. Der ehemals wichtige Handel nach Polen und Rußland hat fast aufgehört, dagegen werden Leinwand und andere Landesproducte nach andern Richtungen in Menge versendet und jährlich die größten Woll- und Viehmärkte in Preußen und berühmte Pferderennen hier gehalten.