Zufriedenheit

[819] Zufriedenheit. Man versteht darunter jenen behaglichen, ruhigen Zustand des Gemüths, welcher die Folge eines hinsichtlich der eignen Handlungen befriedigten Gewissens und der Begnügung mit der mehren oder mindern Erfüllung unserer Wünsche und Bedürfnisse ist und bei festem Vertrauen auf die Vorsehung dann auch vom Misgeschick nicht erschüttert werden kann. Sie beruht also auf Selbstzufriedenheit und Zufriedenheit mit Andern. Da jedoch der Mensch in sittlicher Beziehung immer nur eine beschränkte Vollkommenheit zu erstreben vermag, kann seine Selbstzufriedenheit auch nur auf dem Bewußtsein möglichster Pflichterfüllung fußen. Unzufriedenheit mit Andern und mit der Welt hat oft ihren Grund in zu wenig beschränkten Ansprüchen an den Beifall, die Gefälligkeit, Dienstfertigkeit Anderer und in unrichtiger Beurtheilung fremder Sinnes- und Handlungsweise. Verminderung der Ansprüche und Bedürfnisse und unbefangene Würdigung der Umstände führen dabei am sichersten zur Abhülfe. Ohne Zufriedenheit gibt es keine wahre menschliche Glückseligkeit. Den Menschen weise und also auch zufrieden mit sich und der Welt zu machen, ist die besondere Aufgabe der Lebensphilosophie und Schriften, wie Jakob, »Grundsätze der Weisheit des menschlichen Lebens« (Halle 1806), Krug's »Bruchstücke aus seiner Lebensweisheit« (Berl. 1800), gehören hierher.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 819.
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