Diphtheritis

Bakterien. 1. Streptokokken. 2. Staphylokokken. 3. Milzbrand. 4. Unterleibstyphus. 5. Diphtherie. 6. Wundstarrkrampf (Tetanus). 7. Influenza. 8. Tuberkulose. 9. Pest. 10. Cholera. 11. Rückfalltyphus. 12. Malaria. (1., 2., 3., 4., 5., 6., 8., 10., 11. in 600facher, 7., 9., 12. in 100facher Vergrösserung.)
Bakterien. 1. Streptokokken. 2. Staphylokokken. 3. Milzbrand. 4. Unterleibstyphus. 5. Diphtherie. 6. Wundstarrkrampf (Tetanus). 7. Influenza. 8. Tuberkulose. ...

[439] Diphtherītis (Diphtherīe, grch.), jede schwere Entzündung mit Bildung ausgeschwitzter, faserstoffartiger Membranen, im engern Sinne die bösartige oder brandige Rachenbräune. Sie wird verursacht durch den 1884 von Löffler entdeckten Diphtheriebazillus [Tafel: Bakterien, 5]. Er entwickelt sich lokal, bildet außerordentlich verderbliche Toxine, die, in den Körper aufgenommen, schädlich auf Herz, Nieren, Nerven etc. einwirken. An dem Erkrankungsherde im Halse findet manchmal nur eine Entzündung, meist aber eine ausgedehnte Exsudation ins Gewebe, verbunden mit brandigem Zerfall der Rachenschleimhaut, statt. Der D. am meisten ausgesetzt sind Kinder von zwei bis sieben Jahren. Die Sterblichkeit betrug früher 30-60 und mehr Proz. der Erkrankten. Erst das von Behring (s.d.) 1893 entdeckte Diphtherieheilserum (Serum antidiphtherĭcum), hergestellt aus dem Blute (Blutserum) von Pferden, denen Diphtheriebazillenkulturen eingespritzt worden sind, brachte eine Änderung hervor. Bei Anwendung (Einspritzung unter die Haut des Kranken) desselben in den ersten drei Krankheitstagen sterben nur noch 5 Proz. der Erkrankten. Daneben sind antiseptische Gurgelungen und Pinselungen anzuwenden. Bei Erstickungsgefahr wird der Luftröhrenschnitt angewendet. Schutzmaßregeln: Isolierung der Kranken, Desinfektion der Wohnräume und Gebrauchsgegenstände, Schutzimpfung mit Heilserum. – Vgl. Behring (1893 u. 1903), Baginsky (1895 u. 1898), Monti (1899), Beck (1903).

Die D. genannten Erkrankungen der Haustiere haben keine Beziehungen zur menschlichen D. Die ansteckende Kälberdiphtherie, charakterisiert durch gelbe Beläge auf Maul- und Rachenschleimhaut, verläuft meist tödlich. Die Geflügeldiphtherie zeigt auch sog. diphtherische Beläge in Maul- und Rachenhöhle etc. und wird durch Spaltpilze verursacht (Spaltpilzdiphtherie) oder durch Gregarinen, in welch letzterm Falle außerdem an den kahlen Teilen des Kopfes graue, perlmutterglänzende Knötchen (Geflügelpocken) auftreten; erstere Form oft tödlich (50-70 Proz.). Gegenmittel: Kreolin-, Karbolpinselungen.

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 439.
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