[689] Gletscher, Eisströme, welche sich von den Firnschneefeldern der Hochgebirge [Tafel: Alpenländer II, 6] und der Polarländer [Tafel: Polarländer II] langsam talabwärts bewegen, entstehen dadurch, daß die Eiskörner des Firnschnees durch den Druck der eigenen Masse und unter dem Einflusse der Sonnen- und Erdwärme zu kompakten Eismassen (Gletschereis) zusammensintern und sich in Bewegung setzen [Tafel: Kartographie II, 2]. Auf die G. fallende Steinblöcke und Schuttmassen bilden die Moränen (s.d.), einzelne, durch Schmelzen des umgebenden Eises freigelegte Blöcke Gletschertische. Wenn die G. an Felshänge gelangen, bilden sie einen Gletschersturz. Durch Sonnenstrahlen, Luft und Regen von oben, durch Sickerwasser, Luft und Druck von innen, durch Schmelzwasser, Luft und Erdwärme von unten findet ein Abschmelzen (Ablation) statt. Aus den Gletscherenden (Gletscherzunge, zuweilen Gletschertor) brechen daher bes. im Sommer Gletscherbäche (deren Wasser Gletschermilch) hervor. Das Abdämmen eines Seitentals durch den G., und seine Moränen ruft zuweilen Eisseen (Märjelensee am Aletsch-G.) hervor. Die mehr als 2000 zählenden Alpen-G. bedecken 4000 qkm, sind bis 300 m mächtig, haben eine tägliche Bewegung von 0,15 bis 1,3 m; die grönländ. G. eine solche bis 22 m. In Graubünden nennt man die G. Wader, in Tirol Ferner oder Firne, in Salzburg und Kärnten Kees, in Norwegen Brä, in Island Jökull. Besonders groß sind sie in Grönland, wo die bis ins Meer reichenden mächtigen Gletscherenden abbrechen (»der G. kalbt«) und als Eisberge fortschwimmen. Durch die in die Gletscherspalten fallenden Schuttmassen wird das Gestein des Gletscherbettes mit Gletscher- oder Eisschliffen gezeichnet. – Vgl. Pfaff (1877), Penck (1882), Heim (1885), Richter (1888), Machaček (1902), Heß (1904).