[904] Joseph II., röm.-deutscher Kaiser (1765-90), geb. 13. März 1741, Sohn Franz' I. und Marta Theresias, 1764 röm. König, 18. Aug. 1765 Kaiser und Mitregent der Österr. Monarchie, strebte nach Vergrößerung seines Staates, bes. durch Erwerbung Bayerns, der Friedrich II. von Preußen entgegentrat (s. Bayrischer Erbfolgekrieg). Nach Maria Theresias Tode 29. Nov. 1780 Alleinherrscher, verbündete er sich enger mit Rußland, nahm 1785 seine Pläne gegen Bayern wieder auf, doch infolge der Stiftung des Fürstenbundes (s.d.) wieder ohne Erfolg, erklärte 1788 der Türkei den Krieg, dessen Ende er nicht erlebte. Im Innern Vertreter des aufgeklärten Despotismus (Josephinismus), schuf er einen Gesamtstaat, den er durch Gleichheit der Einrichtungen zu befestigen suchte, hob die Leibeigenschaft auf, sorgte für Handel und Gewerbe, förderte Künste und Wissenschaften, richtete bes. seine reformatorische Tätigkeit gegen die überwuchernde Kirchenwesen, erließ 13. Okt. 1781 ein Toleranzedikt; doch fanden seine Reformen hartnäckigen Widerstand. In den österr. Niederlanden brach 1785 ein Aufstand aus, in Ungarn, das er nach deutsch-bureaukratischer Weise reorganisierte, konnte er den Ausbruch nur durch teilweise Aufhebung (1790) der erlassenen Verordnungen verhindern. Er starb 20. Febr. 1790. – Vgl. Groß-Hoffinger (4 Bde., 1835-37), Wendrinsky (1881), Brunner (2. Aufl. 1885), verschiedene Werke von Arneth.