Mineralwässer

[191] Minerālwässer, Mineralquellen, Quellwässer mit einem merklichen Gehalt an Salzen oder Gasen, manche mit hoher Temperatur (Karlsbader Sprudel z.B. 72,5°). Den Salzgehalt verdanken sie der Auslaugung unterirdischer Salzlager, die hohe Temperatur der schnellen Beförderung aus großen Tiefen an die Erdoberfläche. Medizinisch verwendete Mineralquellen heißen Gesundbrunnen oder Heilquellen. Nach dem Gehalt an bestimmten Stoffen teilt man sie ein in 1) indifferente Heilquellen (Wildbäder, Akratothermen), ohne hervorstechende chem. Bestandteile, nur durch die hohe Temperatur wirkend: Gastein, Ragatz, Warmbrunn, Teplitz etc., 2) Kochsalzquellen, mit Chlornatrium und andern Chloriden: Ischl, Reichenhall, Sulza, Salzungen etc. (einfache Kochsalzquellen), Krankenheil-Tölz, Kreuznach, Salzschlirf etc. (jod- und bromhaltige). 3) Alkalische Wässer, mit kohlensauren Alkalien und Kohlensäure; a. einfache Säuerlinge, kohlensäurereich, salzarm: Apollinariswasser, Harzer Sauerbrunnen etc.; b. alkalische Säuerlinge (einfach alkalische Wässer), reich an kohlensaurem Natrium und Kohlensäure: Vichy, Neuenahr, Bilin, Fachingen etc.; c. alkalisch-muriatische Säuerlinge, enthaltend kohlensaures Natrium und Kochsalz: Ems, Niederselters etc. 4) Bitterwässer, mit vorwiegend schwefelsaurer Magnesia: Seidschütz, Seidlitz, Püllna, Friedrichshall etc. 5) Glaubersalzwässer, mit schwefelsaurem Natrium (Glaubersalz): Marienbad, Bertrich, Tarasp-Schuls, Karlsbad (Therme) etc. 6) Schwefel- oder Schwefelwasserstoffquellen, mit Schwefelwasserstoff und löslichen Schwefelmetallen; warm: Aachen, Baden bei Wien, Baden (Schweiz), Landeck; kalt: Nenndorf, Eilsen, Weilbach; nach der Beimischung in a. alkalisch-muriatische, mit Kochsalz und kohlensaurem Natrium; b. alkalisch-salinische, mit Glaubersalz, außerdem; c. erdig-salinische, mit erdigen schwefelsauren Salzen als Nebenbestandteil. 7) Eisenwässer (Stahlwässer), mit doppeltkohlensaurem Eisenoxydul: Pyrmont, Driburg, Spa etc., zugleich salzhaltig (salinische Eisenwässer): Elster, Marienbad; Eisensäuerlinge (mit kohlensauren Salzen und freier Kohlensäure): Franzensbad, Elster. – Viele M: werden außerdem künstlich aus ihren Hauptbestandteilen zusammengesetzt (zuerst durch Struve 1820). Auch die mineralischen Bestandteile der wichtigsten Heilquellen werden allein in ihrem natürlichen Mengenverhältnis künstlich dargestellt und zum Gebrauch in Wasser oder kohlensaurem Wasser aufgelöst (Sandows künstliche Mineralwassersalze). – Über Heilquellen vgl. Peters (1892), Popper (1893); »Deutschlands Heilquellen« (1900); über Balneotherapie: Flechsig (2. Aufl. 1892), Kisch (2. Aufl. 1897), Grube (1897), Glax (2 Bde., 1897-99); über künstliche Mineralwasserfabrikation: Hirsch und Siedler (3. Aufl. 1897), Greßler (Bd. 1, 4. Aufl. 1904)

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 191.
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