Natrium

[246] Natrium (chem. Zeichen Na), das verbreitetste Alkalimetall, findet sich hauptsächlich im Kochsalz (Steinsalz), im Meerwasser, in Salzquellen, im Kryolith, Chilesalpeter, in vielen Silikaten etc., dargestellt aus Natriumkarbonat durch Erhitzen mit Kohle und Kreide oder aus Chlornatrium durch Elektrolyse; silberweiß, wachsweich. Spez. Gewicht 0,97, Atomgewicht 23,05, schmilzt bei 96°, siedet bei etwa 900°, oxydiert sich an feuchter Luft schnell, zersetzt Wasser unter Wasserstoffentwicklung, verbrennt beim Erhitzen an trockner Luft mit gelber Flamme zu Natriumsuperoxyd; dient als energisches Reduktionsmittel bei der Darstellung des Aluminiums etc., muß unter Steinöl aufbewahrt werden. – Natriumoxyd (Natron) entsteht aus dem Hydroxyd und N. – Natriumhydroxyd (Natriumoxydhydrat, Natronhydrat), wird aus Soda durch Ätzkalk, bei der Sodafabrikation oder durch Elektrolyse von konzentrierter Kochsalzlösung gewonnen; weiße, kristallinische Masse, kommt in Stangen gegossen oder in Stücken (unrein, blau und rötlich gefärbt als Soda- oder Seifenstein, auch kaustische Soda) in den Handel, ist sehr hygroskopisch, stark ätzend, löst sich unter Erwärmung in Wasser und Weingeist zu Natronlauge, zieht aus der Luft Kohlensäure an und dient bes. zur Darstellung von harten Seifen. Die Natriumsalze sind fast durchweg in Wasser leicht löslich, farblos und kristallinisch. Über Chlor- und Bromnatrium s. Chlor und Brom. Jodnatrium (Natriumjodid), farblose, zerfließliche Kristalle, auch in Weingeist löslich, wird in der Medizin und zum Ausbringen von Edelmetallen verwendet. Unterchlorigsaures N. (Chlornatronlauge) ist Eau de Labarraque. Natriumsulfat (schwefelsaures N.), wasserfrei technisch Sulfat genannt, aus Chlornatrium beim Erhitzen mit Schwefelsäure für die Sodadarstellung gewonnen, findet sich in Mineralwässern, Salzsolen und im Meerwasser, kristallisiert mit 10 Molekülen Wasser (Glaubersalz) in farblosen, durchsichtigen Prismen, verwittert an der Luft, dient zur Darstellung von Soda, Ultramarin, Glas, in der Färberei, als Arzneimittel und zu Kältemischungen; liefert mit schwefelsaurem Aluminium den in Wasser leicht löslichen Natrium- (Natron-) Alaun. Natriumdi(bi)sulfat (saures schwefelsaures N.) entsteht aus Chlornatrium und aus salpetersaurem N. durch überschüssige Schwefelsäure, verwendet in der Analyse und Färberei, zum Entzinken von Blei. Natriumthiosulfat (thioschwefelsaures N., früher bezeichnet als Natriumhyposulfit, unterschwefligsaures N.) entsteht aus Natriumsulfit beim Kochen mit Schwefel, technisch aus den Rückständen der Leblanc-Soda gewonnen, große, wasserhelle, zerfließliche Kristalle, dient zur Entfernung des Chlors bei der Bleicherei (Antichlor), löst die in Wasser unlöslichen Halogensilberverbindungen, daher in der Photographie benutzt (Fixiernatron, Fixiersalz). Natriumnitrat (salpetersaures N.) ist Chilesalpeter (s.d.). Natriumchromat (chromsaures N.) und Natriumbi(di-)chromat (saures [pyro-] chromsaures N., Chromnatron) sind den Kaliumchromaten ähnlich, aber leichter löslich; das zerfließliche Natriumbichromat wird wegen seiner Billigkeit viel an Stelle des Kaliumsalzes benutzt. Natriumkarbonat ist Soda (s.d.); Natriumbi(di)karbonat (saures kohlensaures oder doppeltkohlensaures N., auch schlechthin Bikarbonat oder Natron) scheidet sich aus Sodalösung beim Einleiten von Kohlensäure ab, wird im großen bei der Darstellung der Soda nach Solway gewonnen, weißes Kristallpulver oder Krusten, löst sich erst in 12 Teilen Wasser; braust mit Säuren stark auf, verwendet zum Reinigen der Wolle, Entschälen der Seide, zu Mineralwässern, als Backpulver, medizinisch zu Brausepulvern, als säuretilgendes und diuretisches Mittel. Natriumsilikat (kieselsaures N.), aus Soda und Quarz oder Natriumsulfat, Kohle und Quarz gewonnen, ist Natronwasserglas. Phosphorsaures N. (gewöhnliches Natriumphosphat) findet sich im Harn der Fleischfresser, wird aus Knochenasche durch Soda dargestellt, farblose, verwitternde Kristallprismen, in der Färberei und als Abführmittel verwendet. Die Natriumsulfide entsprechen durchweg den Schwefelverbindungen des Kaliums (s.d.).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 246.
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