Aberglaube

[14] Aberglaube. Der Aberglaube besteht darin, daß man gewisse Dinge weit höher stellt, als man sie stellen soll, – indem man hofft, wo Nichts zu hoffen ist, – indem man fürchtet, wo Nichts zu fürchten ist. – Es gibt demnach einen Aberglauben in der Religion und einen Aberglauben im gewöhnlichen Leben. In der Religion z. B. äußert er sich dadurch, daß man glaubt, es gefalle Gott, wenn man Solche verfolgt, die einer andern Religion zugethan sind, oder wenn man meint, man könne durch Kopfhängerei, durch Gelübde, durch bloß äußerliches Kirchen– und Beichtegehen den wahren Christussinn bewähren u. s. w. Der Aberglaube im gewöhnlichen Leben aber, den man auch[14] den physischen nennt, äußert sich z. B. dadurch, daß man Zeichen an die Thüre malt, um sich vor Unglück zu sichern, – Blättchen Papier mit Bibelsprüchen beschreibt, um Krankheiten zu vertreiben, – sogenannte weise Frauen oder Männer befragt, um die Zukunft zu erfahren, – und so auch, daß man sich fürchtet vor Gespenstern, Hexen, Rabengeschrei, Irrlichtern u. s. w. Wie viel der religiöse sowohl als der physische Aberglaube geschadet hat und schaden kann, liegt am Tage. – Durch richtige Erkenntniß der Religion und Natur werden beide Arten des Aber- oder Afterglaubens hinweggebannt.

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Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 14-15.
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