[228] Anna Mauritia v. Oestreich, Königin von Frankreich, ward am 22. September 1601 zu Valladolid geboren und eine Tochter des Königs Philipp III. von Spanien. Sie wurde mit Ludwig XIII. 1615. zu Bordeaux vermählt, lebte jedoch in dieser Ehe nichts weniger als zufrieden, da Ludwig argwöhnisch und von seinem Minister Richelieu abhängig, sie selbst aber herrschsüchtig und voll Ränke war; man beschuldigt sie sogar der Mitwissenschaft um einen Anschlag auf das Leben des Königs. Dieser starb 1643, nachdem ihm Richelieu ein Jahr vorher vorangegangen war, die Königin war zwar zur Regentin ernannt, die ganze Gewalt aber einem Rathe mehrerer Personen zugetheilt. Anna ließ diese Verordnungen durch das Parlament aufheben und ergriff die Zügel der Regierung;[228] Richelieu ward durch Mazarin ersetzt, und dieser erbitterte durch Strenge, Herrschsucht und verdoppelte Abgaben noch mehr als sein Vorgänger, und die Verschwendung der Regentin war grenzenlos. Die Empörung der Gemüther stieg von Tag zu Tage, und in den ersten Tagen des Jahres 1648 brachen Unruhen aus; dieselben hätten eine noch ernstere Miene angenommen, wenn nicht der junge Herzog von Condé den Frieden mit den Frondeurs vermittelt und die königliche Familie selbst nach Paris zurückgebracht hätte. Die letzten Lebensjahre brachte Anna größtentheils mit frommen Uebungen zu, gründete geistliche Stiftungen und Klöster, unter andern die Kirche von Val de Gràce, und starb am 22 Januar 1666. Anna war, wie eine gleichzeitige Schriftstellerin meldet, von ausgezeichneter Schönheit und seltener Anmuth im Aeußeren. Ihr Privatleben war nicht unbescholten, ihre Galanterien waren kein Geheimniß.
X.
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