Athmen

[349] Athmen nennt man den Prozeß des thierischen Körpers, durch welchen die zur Erhaltung des Lebens nöthige Luft in die Lungen gebracht und die entmischte ausgestoßen wird, und er besteht daher aus zwei wechselnden Momenten, dem Ein- und Ausathmen. Die Lunge ist das luftbedürftige Organ und die Brusthöhle vermittelst ihrer Muskeln, Häute und beweglichen Knochen bewerkstelligt das Athmen auf eine Weise, die, abgesehen von den lebenden Kräften, wohl mit einem Blasebalg verglichen werden kann. Aber nicht alle zum Bestehen des Körpers, nur die zum Leben höchst nothwendige Luftmenge wird durch diesen Proceß in denselben gebracht. Die ganze Oberfläche des Körpers haucht Luft ein, athmet auf eine unvollkommene Weise. Daher ist es erklärlich, wie unreinliche oder in schlechten Behausungen wohnende Menschen eben so wie Pflanzen im Keller ohne Luft und Licht verbleichen. Der erwachsene Mensch athmet ungefähr 18 Mal in der Minute, jedes Mal 40 englische Kubikzoll Luft ein. Die Luft wird in die zarten Lungenzellen geführt, läßt dort Theile zurück und nimmt dafür andere an, die der Körper auf diese Weise ausführt; zu diesen letztern gehört, außer einem für's Bestehen des Lebens schädlichen Lufttheil, besonders Wasserdunst und überflüssige Wärme, weshalb das Athmen auch der Proceß ist, der das Gleichgewicht der Wärme im Körper erhält und zur Abkühlung dient. Jedes Hinderniß des Athmens beeinträchtigt die Gesundheit, weil nicht genug von dem mit Recht Lebensluft genannten Theile der atmosphärischen Luft in die Lunge und das Blut gelangen kann. Zu feste Kleidung, welche die Ausdehnung der Brusthöhle hindert, zu vieles Tanzen, Laufen, schnelles Ersteigen der Berge, zu schnelles Reden und Lautlesen bringen sehr großen Nachtheil, weil man[349] nicht tief einathmen, d. y. nicht alle Lungenbläschen mit Luft erfüllen kann, oder weil man zu schnell athmen muß, wobei die Luft gewiß nur unvollkommen entmischt wird.

D.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 349-350.
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