Bürger, Gottfried August

[224] Bürger, Gottfried August, Gottfried August, der Dichter der Lenore, der Pfarrerstochter zu Taubenhain etc., wurde am 1. Januar 1748 zu Wolmerswende bei Halberstadt geboren. Von 1768 an studirte er in Göttingen und war mit im Dichterbunde von Hölty, Stolberg, Leisewitz, Voß, Müller, Cramer, aus welchem später so viel Herrliches für die deutsche Dichtkunst hervorging. Sein Leben war eine fortlaufende Reihe von Unglücksfällen. Er, der die Liebe so herrlich besang, mußte viele harte Prüfungen durch sie erfahren. Als seine erste Gattin starb, ehelichte er ihre, von ihm schwärmerisch geliebte Schwester Auguste (die er in seinen Gedichten unter dem Namen Molly besang); aber schon im folgenden Jahre entriß sie ihm der Tod, und Muthlosigkeit und Gram bemächtigten sich seiner. – Eine dritte Verbindung, welche er mit Elise Hahn (s. Elise Bürger) einging, endete nach den härtesten Prüfungen und Leiden mit einer Scheidung. Schmerz und Krankheit beugten ihn darnieder und verzehrten den Rest seiner Lebenskräfte. Der Lieblingsdichter der Nation starb, kaum zur Noth vor Mangel geschützt, am 8. Juni 1794. Sein Charakter war nicht frei von Wankelmuth und Unbesonnenheit, aber auch ausgezeichnet durch Herzensgüte, Bescheidenheit, Rechtlichkeit. Seine Gedichte, welche in vielen Auflagen erschienen, leben im Munde des Volkes; ihr Werth ist unvergänglich.

–n.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 224.
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