[402] Bach, der Komponist, die berühmteste deutsche Tonkünstlerfamilie. Der Stammvater, Johann Ambrosius, ging der Religion wegen aus seiner Heimath Ungarn fort, um sich im protestantischen Deutschland eine andere zu suchen. Johann Sebastian wurde 1685 zu Eisenach geboren, verlor aber schon als Knabe von 10 Jahren seine Eltern. Bereits im 19. Jahr erhielt er die Organistenstelle in Arnstadt. Um diese Zeit war es, wo er unermüdet nach dem Ziel zu ringen begann, das ihm sein Genius deutlich gezeigt. Nachdem er 1707 dieses Amt mit einem ähnlichen in Mühlhausen, später mit der Concertmeisterstelle in Weimar vertauscht, ward er 1717 Kapellmeister in Köthen. Von da aus berief ihn der Magistrat zu Leipzig. Er starb als Musikdirector und Cantor an der Thomasschule, die ihren Ruhm auf seinen Namen gründet, am 28. Juli 1750. Vergebens sucht man nach einem Denkmal; nicht einmal eine Spur von seinem Grabe ist zu treffen. Wie groß und reich stach sein inneres Leben gegen das äußere ab! Nicht allein Fleiß war es, der ihn hinaushob über alle Schwierigkeiten der musikalischen Combinationen, sondern angestammtes Genie des Scharfsinnes. Was wir Nachkömmlinge für Wunderbares in der Verflechtung der Töne gefunden zu haben meinen, liegt schon in ihm angesponnen und oft ausgewickelt. Zu dieser vollkommenen Beherrschung des Physischen kommt nun auch der Gedanke, der Geist, der seinen Werken inne wohnt. Dieser war durch und durch Mann. Daher finden wir in ihm nichts Halbes, sondern Alles ganz, für ewige[402] Zeiten geschrieben. Dieser Geist schuf aber auch nicht einseitig, sondern reich, ja üppig. Wie das höhere Genie meistens auch das fruchtbarere ist, so hat er uns eine Sammlung von Kunstwerken hinterlassen, deren bloß äußerer Umfang in Erstaunen setzt. Er schrieb fast für alle Instrumente und in allen Gattungen, unter jenen am meisten für Orgel und Klavier, auf welchen er der größte Virtuos seiner Zeit war, in diesen am häufigsten für die Kirche. Bach hinterließ 20 Kinder, unter denen sich 11 Söhne als Musiker auszeichneten. Der älteste, Friedemann, soll seinen Vater als Orgelspieler erreicht, ja übertroffen haben. Der andere, Philipp Emanuel, lebte in glücklichen Verhältnissen als Kammermusikus Friedrich's des Großen. Als Klaviercomponist bezeichnet er eine Epoche, da seine Werke wegen ihres freiern phantastischen Schwunges, dem freilich die Höhe des väterlichen fehlt, als erste in dieser Schreibart der haydn-mozart'schen Periode verwandte anzusehen sind. Durch seine Schrift »über diese wahre Art das Klavier zu spielen,« in welcher namentlich der Daumen, erst von Johann Sebastian frei auf Obertasten gebraucht, als die Mechanik erweiternd und erleichternd dargestellt ist, bereitete er die Kunst des Klavierspielens vor, die sich nach und nach in solcher Höhe ausgebildet.
R. S.
Adelung-1793: Bach, der · Bach-Confèrve, die
Brockhaus-1809: Johann Sebastian Bach
Brockhaus-1911: Bach [2] · Bach
Herder-1854: Bach [2] · Bach [1]
Meyers-1905: Komponist · Bach-Gesellschaft · Bach [3] · Bach [1] · Bach [2]
Pataky-1898: Bach, Jenny · Bach-Gelpcke, Frau Marie · Bach, Emilie · Bach, Cuno · Bach, Emilie · Bach, Frl. Ottilie