Bernstein

[24] Bernstein, (auch Agtstein, gelbe Ambra genannt,) ist ein ziemlich hartes Erdharz von gelber, theils mehr röthlicher, theils mehr weißlicher oder grünlicher Farbe, zum Theil stark durchscheinend, zum Theil undurchsichtig (molkig), welches in mehreren Gegenden am Meere, namentlich an der Ostsee, gefischt und gegraben wird, auch in Bergwerken, aber nur selten vorkommt. Man findet es nie in sehr bedeutenden Massen, sondern nur in einzelnen Stücken, welche, da der Bernstein eine schöne Politur annimmt, zu allerlei Geräthschaften und Luxusartikeln verarbeitet wird. Früher machte man besonders Halsbänder für Damen daraus und schrieb[24] diesen heilsame Kräfte zu. Die kleinern Stücke werden gepulvert und in das Räucherpulver gemengt, indem der Bernstein mit angenehmem Geruche verbrennt. Die merkwürdigste Eigenschaft des Bernsteins ist die, daß er durch Reiben sehr stark elektrisch wird, und dann, wie Siegellack, kleine Papierschnitzel anzieht, dieselben auch eine Zeit lang festhält. Schon Homer erwähnt des Bernsteins (Elektron) als einer von den Phöniziern verbreiteten Kostbarkeit. Ueber die Entstehung des Elektron erzählten die Alten eine artige Fabel. Die über den Tod ihres Bruders Phaeton betrübten Heliaden wurden in Pappeln verwandelt, und weinten nun an den Quellen des Eridanos; ihre Thränen trug der Fluß in den Oceanos, von dem sie als Elektron (Sonnenstein) an's Land gespült wurden.

O. M.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 24-25.
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