Birke

[73] Birke, gemeine weiße Birke, Maie, allgemeiner Name dieser, von Linné in die 21. Klasse, 4. Ordnung gereihte Pflanzengattung, ein bekannter Forstbaum, der in allen Ländern mittler Temperatur gedeiht, in Deutschlands Ebenen und Gebirgen gleich gut fortkommt, und in verschiedene Abarten zerfällt. Die gewöhnliche Weißbirke wächst sehr schnell und erreicht in 40 bis 50 Jahren eine Höhe von 50–60 Fuß und gegen 2 Fuß Breite. Die junge Rinde ist röthlichbraun und weiß punktirt; später wird die äußere Oberfläche weiß und bekommt Risse, durch welche man die röthliche, holzige Rinde durchsieht. Die Blüthe zeigt sich in Gestalt der sogenannten Kätzchen noch vor dem aufgebrochenen Laube Anfang Mai's, oder Ende April's; der Same reist im Herbst. Das weiß aussehende zähe Holz ist in kalten Gegenden fester als in wärmern. Als Brennholz ist es nicht ganz so gut wie Buchenholz, aber doch weit vorzüglicher als die meisten andern harten Holzarten. Wegen seines gleichmäßigen Brennens benutzt man es häufig zu größern Feuerungen in Brauhäusern, Ziegelhütten u. s. w. Wagner, Böttcher und Tischler verarbeiten es zu mancherlei Gegenständen. Außer der gemeinen Weißbirke findet man noch am[73] häufigsten die wohlriechende Birke (betula odorata) bald von strauchigem, bald von baumartigem Wuchs, mit herzförmigen, einfach gezähnten Blättern. Sie zeichnet sich durch den starken und angenehmen Geruch ihrer jungen, klebrigen Blätter aus, weßhalb sie unter dem Namen Maie, theils als junger Stamm, theils als größerer Zweig zum Pfingstfest in den Häusern aufgestellt wird. Sie wächst in Wäldern und auf Bergen, und blüht im April und Mai. Als Brennholz nicht ganz so gut wie die Weißbirke, als Arbeitsmaterial vom Wagner und Tischler sehr gesucht. Die Zwergbirke (betula nana) erhebt sich strauchartig, höchstens 3 bis 4 Fuß hoch über die Erde, hat eine glatte, braunrothe Rinde, kleine runde Blätter und wächst in Lappland, Schweden und Rußland, auch in den Gegenden bei Salzburg. Die schwarze, nordamerikanische Judasbirke, (betula nigra) ist ein Baum zweiter Größe, mit geradem Stamm und glatter, weißgefleckter Rinde. Die Blätter sind oval und zugespitzt, die Blüthen erscheinen im Mai. In Virginien und Canada gedeiht die Zuckerbirke am besten, kommt aber auch in andern warmen Gegenden fort, dient zur Feuerung, zu Wagner- und Tischlerarbeit, und aus dem gewonnenen Saft läßt sich Zucker bereiten. Zu diesem Endzwecke bohrt man ein schräges Loch an die Mittagsseite eines mittlern Stammes und leitet durch eine darin befestigte Röhre den Saft in ein untergesetztes Gefäß, welches binnen 10–12 Tagen den Inhalt des Baumes enthält. In manchen Gegenden wird der Birkensaft als Bier getrunken, in anderen braut man davon Meth und sogar Wein, wohl auch Essig. Außerdem wird der Birkensaft als Arzneimittel verwendet. – Die Rinde dient wegen ihrer leichten Entzündlichkeit zu Kien, so wie zum Gerben. Die Lappländer verfertigen aus derselben eine Menge Geräthschaften, als Schuhe, Körbe, Säcke u. dgl., in getreidearmen Gegenden bäckt man Brot aus derselben. Das Laub dient bei uns oft als Schaffutter, wird zum Färben von Baumwollen- und Leinenzeug benutzt,[74] da es eine grüngelbe Farbe gibt, und enthält außerdem mehrfache Heilkräfte.

L. M.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 73-75.
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