Cäcilia, die Heilige

[236] Cäcilia, die Heilige die Heilige, Schutzpatronin der Tonkunst. Die Legende erzählt von ihr Folgendes: Sie war eine römische Jungfrau, dem Christenthume heimlich zugethan, und hatte sich selbst ewige Keuschheit gelobt Als sie an einen heidnischen Jüngling vermählt werden sollte, verkündete sie ihm, ein Engel beschütze ihre Unschuld, die er deßhalb nicht freventlich entweihen dürfe. Da ihr Verlobter sich von einer so unmittelbaren Wirkung der göttlichen Hilfe überzeugen wollte, erklärte sie ihm, daß dieß nur unter der Bedingung, wenn er durch die heilige Taufe zum Christenthume überginge, möglich werden würde. Valerian fand auch wirklich, als er von der heiligen Handlung zurückkam, Cacilien in Gesellschaft eines Engels, der sie mit Lilien und Rosen krönte, von himmlischem Glanze verklärt. – Er starb den Märtyrertod, den auch Cäcilie erleiden sollte, wenn sie nicht ihrem Glauben entsagen wollte. Sie verweigerte dieß standhaft, ward in ein siedendes Bad gebracht, und als sie aus demselben unversehrt hervorstieg, sollte sie enthauptet werden. Dreimal versuchte der Henker vergebens, den Kopf vom Rumpfe zu trennen, Cäcilie lebte noch 3 Tage, und predigte dem Volke mit Begeisterung die heilige Lehre des Christenthums. Endlich starb sie am 22. November, an welchem Tage auch die katholische Kirche ihr Gedächtnißfest begeht. Ihr Todesjahr wird verschieden angegeben; Einige setzen es vor, Andere nach 218. Ihre Reliquien wurden lange vergebens gesucht, endlich wurde der Aufenthalt ihres Leichnams dem Papste Paschalis II. durch göttliche Offenbarung bekannt, er ließ ihn 821 beisetzen und der Heiligen eine Kirche erbauen, die sich noch jetzt in Rom befindet. – In der neuern Zeit ist Cäcilie zur Schutzpatronin der heiligen Musik erhoben und als Erfinderin der Orgel von Malern und Dichtern oft vorgestellt und gefeiert worden. Wie sie dazu gekommen, darüber hat man die mannichfaltigsten Conjecturen; die allgemeinste Ansicht, die[236] Herder aufgefunden hat, ist die, es habe dasselbe seinen Grund in einer falschen Erklärung ihrer Legende. Cäcilie nämlich ließ sich nicht durch die Reize der Musik, welche zauberisch-lockend zu ihrer Hochzeitsfeier erklang, verlocken, sondern wandte ihr Herz dem Höhern, den Gesängen zum Preis des Allmächtigen zu.

X.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 236-237.
Lizenz:
Faksimiles:
236 | 237
Kategorien: