Kunigunde, die Heilige

[236] Kunigunde, die Heilige, die Tochter des Grafen Siegfried von Luremburg, war die Gemahlin Kaiser Heinrich's II. Religiöse Schwärmerei, die in jener Zeit frommer Glaube hieß und als solcher nur bewundert werden kann, bewog das kaiserliche Paar, in einer Engelsehe zu leben und die Enthaltsamkeit zur höchsten Aufgabe des Lebens zu machen. – Dessen ungeachtet wurde Kunigunde, deren Lebenswandel rein und fleckenlos blieb, von ihren Feinden des verbotenen Umganges mit ihrem Beichtiger beschuldigt und von dem Kaiser selbst auf dem Reichstage zu Frankfurt deßhalb angeklagt. Die Richter unterwarfen sie dem Gottesurtheil, und Kunigunde mußte mit bloßen Füßen über eine glühende Pflugschar wegschreiten. Dieß geschah, die Kaiserin war aber unbeschädigt geblieben; ein Wunder hatte für sie gezeugt und die Verleumdung verstummte. In der glücklichsten Ehe lebte sie fortan an ihres kaiserlichen Gatten Seite, zog sich nach seinem Tode (1025) in das neu erbaute Kloster Kassungen bei Kassel zurück, nahm den Schleier und starb daselbst 1040. Papst Innocenz III. sprach sie im J. 1200 heilig. Zacharias Werner hat den frommen und kräftigen Charakter dieser Fürstin zum Gegenstande einer Tragödie gewählt, die sich durch erhabene und schöne Einzelnheiten auszeichnet.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 236.
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