[2] Cordilleras, ein mächtiges Kettengebirge, das einen ganzen Meridian durch die westliche Halbkugel zieht, beinahe von Pol zu Pol läuft, indem es mit Klippen und niedern Bergen beim Cap Horn beginnt, an der Westseite von ganz Südamerika hinauf läuft, woselbst es in dem Riesen Chimboraço seinen höchsten Gipfel erreicht, sich dann durch die Landenge von Panama fortsetzt, und nach Nordamerika geht, dort aber noch nicht genug erforscht ist, um ganz bestimmt in seiner Richtung verfolgt zu werden. Im engern Sinne werden nur die drei parallelen Bergreihen mit den dazwischen liegenden Hochthälern im südlichen Amerika so genannt. Alle Urgebirgsarten sind strichweise in diesem Gebirge vertheilt, und es ist das reichste an allen edlen Metallen und köstlichen Steinen, welche oft in Bächen und Flüssen zu Tage kommen und ohne Mühe zu sammeln sind, theils baum- und zweigartig aus der Erde zu wachsen scheinen, theils aber mit geringem Kunstaufwand aus dem unerschöpflichen Schoos der Erde gewonnen werden. Alle hohen Kuppen dieses Gebirges waren oder sind Vulkane; der furchtbarste derselben ist der Cotopaxi, seine Ausbrüche zerstören nicht Dörfer und Städte, sondern halbe Königreiche, theils durch die furchtbaren Erdbeben, theils durch die Ueberschwemmungen, welche sie veranlassen, indem der Schnee an seinen Seiten schmilzt und Alles verwüstet, was hundert Meilen in die Runde liegt. Ganz Chile scheint unterminirt, 17 Vulkane kennt man allein in diesem Staate, Erdbeben sind dort so häufig wie bei uns Gewitter, [1] aber deßhalb auch wenig gefürchtet, weil sie doch in der Regel nicht so schrecklich werden, als jene um den Cotopaxi, oder als das, welches die ganze Hafenstadt Calao bei Lima in einem Augenblicke versenkte. Der vulkanische Boden und das Klima bedingen die höchste Fruchtbarkeit, daher findet man dort eine an's Wunderbare gränzende Thätigkeit der Natur. Die verschiedenen Höhen der Berge und der demnach verschiedene klimatische Standpunkt bringt eine eben so überraschende Mannichfaltigkeit der Vegetation hervor, so daß von der Cocospalme und der Ananas, von dem Pisang und dem Kasse, bis zur Eiche und dem Nadelholz, bis zur Zwergbirke und der Krummföhre und der ärmlichen Flechte, welche noch jenseits der Schneegränze ihre Nahrung findet, Alles wächst, oder wachsen kann, was die Natur oder der Mensch dahin gepflanzt hat. Eben so ist das Thierreich sehr mannichfaltig, denn vom Condor, der noch 20,000 Fuß hoch über dem 20,000 Fuß hohen Chimboraço lebt, bis zu dem Penguin an den Küsten des südlichen Chile, welcher nie das Meer verläßt, ist Alles belebt In den beiden Thalreihen, welche die Andes in sich schließen, leben die wenigen Nationen oder vielmehr die wenigen Familien, welche der spanischen Bekehrungswuth entflohen sind, und hier sind sie sicher, denn einen unübersteiglichen Damm hat die Natur in den Riesenbergen den Eroberern gesetzt. Siehe Araucos und Pampasindianer.
V.