Dairi

[52] Dairi. Im Reiche Japan die höchste Priesterwürde, verbunden mit dem erblichen Kaiserthum, abstammend von den uralten Göttern, daher sich jeder Dairi einen Sohn des Himmels nannte. Jeder Prinz ist Dairi, aber der herrschende heißt Mikaddo, und ist eingeborener Gottmensch, heilig und unnahbar, und sogar körperlose, göttliche Wesen dienen ihm, und umgeben ihn unsichtbar. Der Mikaddo darf mit seinen Füßen die Erde nicht berühren; die Sonne ist nicht würdig, das geheiligte Haupt zu bescheinen. Nägel, Bart und Haar dürfen ihm nur im Schlafe abgeschnitten werden, [52] seine Speisen und Getränke werden immer in neuen Gefäßen zubereitet und aufgetragen, die dann sogleich vernichtet werden, damit kein Laie sich ihrer zu fernerem Gebrauche bediene; eben so wenig darf ohne besondern Befehl und Erlaubniß ein Laie die Kleider des Dairi anlegen. Der Dairi hat zwölf Weiber, davon eine die höchste Würde der Kaiserin bekleidet. In goldner Sänfte, von vierzehn Hofbedienten, gleich hoher Abkunft wie der Dairi selbst, wird er getragen, doch ohne daß ihn Jemand erblicken kann. Neben diesem geistlichen Kaiser besteht aber noch seit dem Ende des siebzehnten Jahrhunderts ein weltlicher, und der Dairi oder Mikaddo ist auf die Einkünfte der Stadt Miako und ihres Gebietes angewiesen, was ihn freilich mannichfach beschränkt, und die frühere Pracht nicht mehr gestattet. Am Hofe des Dairi werden Wissenschaften und schöne Künste geübt, von ihm gehen die im ganzen Lande Japan giltigen Kalender aus. Der weltliche Kaiser unterhält die Leibwache des Mikaddo.

–ch–

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Damen Conversations Lexikon, Band 3. [o.O.] 1835, S. 52-53.
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