Delille, Jacques

[105] Delille, Jacques, ein berühmter französischer Dichter, der sich besonders in der didaktischen Gattung (dem Lehrgedicht) auszeichnete, wurde 1738 zu Aigue-Perse in Auvergne geboren. Er kam jung nach Paris, wo sich sein Talent frühzeitig entwickelte, besonders schwebte ihm Pope als Muster vor. Er übersetzte Virgil's Aeneide, die mit ungeheurem Beifall aufgenommen wurde. – Später dichtete er sein berühmtestes Werk »les jardins, ou l'art d'embellir les paysages,« das beste Lehrgedicht, welches die französische Literatur besitzt. Durch diese und andere poetische Arbeiten erwarb sich Delille nicht nur eine Stelle in der Akademie und mehrere Ehrenbezeigungen,[105] sondern auch so viel Achtung, daß er in den wüthendsten Stürmen der Revolution geschont wurde. Er begab sich jedoch, vom Schmerz über das Unglück seines Vaterlandes gebeugt, nach der Schweiz und später nach London, wo er sich 1802 mit einer Französin vermählte. Hier übersetzte er Milton's »verlornes Paradies« auf meisterhafte Weise. Später kehrte er nach Frankreich zurück und dichtete, »la conversation,« ein Werk von hohem Werthe. – Sein Geist blieb bis in's hohe Alter lebendig und kraftvoll, und er arbeitete alle seine großen Gedichte im Gedächtniß aus, bevor er sie zu Papier brachte. Später verlor er sein Gesicht und starb 1813, allgemein betrauert, nicht nur wegen seines Talentes, sondern auch wegen seiner ausgezeichneten Herzensgüte.

B.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 3. [o.O.] 1835, S. 105-106.
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