Englische Waaren

[439] Englische Waaren heißen in der Handelssprache diejenigen, welche der Kunstfleiß Britanniens namentlich in Wolle und Baumwolle liefert, und demnächst die feinern Arbeiten in Glas, Stahl, Steingut und Leder; außer diesen Gegenständen sind auch Steinkohlen und rohes Eisen zu sehr wichtigen Ausfuhrartikeln geworden, doch werden sie unter dem Ausdruck englische Waaren nicht mit begriffen. Der Ursachen, welche den englischen Waaren den Vorzug vor denen des Festlandes sichern, sind sehr viele; sie[439] finden ihre tiefere Begründung in der Verfassung des Staats, in der nationalen Gesetzgebung, in dem Gemeingeist des englischen Volks, in der glücklichen Lage der Insel und ihrer unermeßlichen Schifffahrt; zu den unmittelbar günstigen Ursachen gehören vor allem Andern die unerschöpflichen Steinkohlenlager, durch welche allein die Unterhaltung von Dampfmaschinen möglich gemacht wird. Die Hilfe dieser letztern und der Spinnmaschinen verleiht den englischen Waaren den Vorzug der Tüchtigkeit zugleich mit dem der Wohlfeilheit; und obwohl der Continent wegen der hohen Einfuhrzolle, durch welche nur ein siebenter Theil der ganzen englischen Ausfuhr zu uns gelangt, von jenem Vortheil der größern Wohlfeilheit wenig Nutzen ziehen kann, so werden die englischen Fabrikanten doch jeder Concurrenz des Auslandes noch lange die Spitze bieten können. Die Weberwaaren, besonders die weißen Garne, liefert England fast ohne alle fremde Concurrenz; wegen der besondern Auswahl der Wolle oder Baumwolle und wegen des feuchten Klima's, in dem die Fäden völlig rund gelingen, kann kein andres Volk die seinen Maschinen Water- und Muletwiste (s. d.) in der englischen Vollkommenheit hervorbringen. Diese Baumwollenwaaren werden hauptsächlich in Manchester, die wollenen in Leeds verfertigt, die sogenannten kleinen Waaren dagegen kommen größtentheils aus Birmingham, die Stahlwaaren aus Sheffield; London selbst liefert fast alle Artikel der Provinzen, außerdem vortreffliche mathematische Instrumente, seine Glaswaaren, Sattlerarbeit, Wagen u. s. w.

B.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 3. [o.O.] 1835, S. 439-440.
Lizenz:
Faksimiles:
439 | 440
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika