Fackeltanz

[54] Fackeltanz. An vielen Höfen, z. B. dem preußischen, herrscht noch die aus dem Alterthum stammende Sitte; die Hochzeitsfeste der regierenden Familie mit diesem Tanze zu beschließen. Braut und Bräutigam gehen dann beim Erklingen einer herkömmlichen Musik von Trompeten und Pauken mit jedem Mitgliede des Fürstenhauses einige Male à la Polonaise im Saale herum; jeder Tanzende trägt eine Wachsfackel, deren flatternde Flamme das Imposante des Aufzugs erhöht. – Im Mittelalter waren solche Tänze sehr gebräuchlich und dienten zur Verherrlichung von Hochzeiten und Turnieren. Bei letzteren führte der siegende Ritter die Dame, die ihm den Dank oder Kampfpreis ertheilt hatte, ganz allein zum Tanze und Fackeln wurden dem Paare vor- und nachgetragen.[54] Zuweilen führten auch Fürstinnen bei stiller Sommernacht in wohlgeschirmten Gärten mit ihren Damen ähnliche Tänze aus. In wunderbarer, durch die geschwungenen Kerzen hervorgerufener Beleuchtung gaukelten die zarten Frauengestalten an den belaubten, nachtdunkeln Geländen. Aus der Tiefe dichter Bosquets oder von hohen Terassen herab ertönten die begleitenden Klänge, und bei diesen Festen, welche die Dichtung uns so reizend schildert, schmückte sich die Wirklichkeit mit den von der Phantasie entlehnten irisfarbigen Schwingen und erhob sich so ins Ideale. – Im Allgemeinen blieb jedoch der Fackeltanz nur den Hochzeitsfesten eigen und schreibt sich ohne Zweifel aus Griechenland her, wo die Sitte herrschte, durch Fackelträger oder Trägerinnen den Zug, der die Neuvermählte in das Haus des Gatten führte, eröffnen zu lassen. Antike Schilderungen auf Marmor und Bronzen, ebenso Vasengemälde, die der Erde Schoos getreulich kommenden Geschlechtern bewahrte, beweisen dieß klar; wenn wir aber auf diesen die Fackel meist als Hymens Symbol erblicken, so wurde sie doch auch dem Pan und Hephästos zu Ehren entzündet, – Der Persephone und Demeter heilig wandte man ihre Flamme auch zur Leichenfeier an, und wie die Römer den Griechen nachahmten, so gingen diese Gebräuche des Heidenthums auch auf die christliche Kirche über. Von Jahr zu Jahr, von Volk zu Volk zogen sie mit und verläugnen nimmer den Ursprung, man erhebe die Fackel beim Tanz oder Grabgeleite.

F.

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Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 54-55.
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