Florida

[159] Florida, eins der heitersten, anmuthigsten, immer blühenden Länder der Erde, die Halbinsel, welche sich von der Ostküste von Nordamerika, südwärts nach den großen Antillen, über 100 Meilen weit, in die See erstreckt und mit der Insel Cuba den weiten Meerbusen von Mexiko einschließt. Außer dieser Halbinsel, dem eigentlichen Florida, gehört noch ein Küstenstrich dazu, der bis zum Missisippi herabreicht, und Westflorida heißt. Das Ganzeist unter dem Namen der beiden Florida seit 1821 den Freistaaten von Nordamerika einverleibt. Das Land grenzt an mehrere einzelne dieser Staaten, ist übrigens ganz vom atlantischen Ocean and dem Meerbusen von Mexiko umgeben, und hat daher trotz einer südlichen Lage, ein nicht übermäßig heißes, in den innern Gebirgsgegenden sogar mildes Klima. Diese, eine Fortsetzung der, durch Virginien, Nord- und Südkarolina, und Georgien streichenden Apalachen, oder Atteghanis, machen die Mitte der Halbinsel uneben, und bilden dort, während die Küsten fast rings umher nur Savannen, große Grasfluren zeigen, und daher nicht eben sehr gesund sind, die lieblichsten, reizendsten Thäler. Die wunderbarsten Tropenpflanzen, Vanille, Magnolia, Cacao, Ananas und hundert andere, erfüllen den Schatten der dichten Wälder mit den entzückendsten Düften und ergötzen das Auge und den Gaumen mit der Farbenpracht und Würze ihrer Blüthen und Früchte. – Ewig jung und ewig grün scheint die Natur dort in einem nie alternden, nie abgelegten Festkleide prangen zu wollen, [159] ein immer heiteres Firmament, dessen azurblauer Dom wie ein weites Zelt von reiner Seide ausgespannt ist, gleicht einem Baldachin, über diesen Königssitz der allgütigen Mutter Natur ausgebreitet, und die flammende Sonne, der weißglühende Schlußstein des Himmelsgewölbes, belebt mit unvergänglichem Glanze das entzückende Gemälde. Seit zwei Jahrhunderten beinahe ist Nordamerika der Zielpunkt aller Auswanderungen, aber bis zum letzten Decennium hat man fast durchgängig sich die nördlichsten, rauhesten, unfreundlichsten Gegenden: Philadelphia, New-York etc. zum neuen Vaterlande gewählt und die schönen südlich gelegenen Gegenden, die beiden Karolina's und Georgien, waren nur von Franzosen, das heitere, blühende, gesegnete Florida gar nur von Spaniern bewohnt, so daß der ganze Raum von fast 3000 Quadrat Meilen, im Jahre 1825 nicht mehr als 6500 Menschen zählte. Seitdem aber ist die Bewohnerzahl von Florida so auffallend gestiegen, daß man jetzt schon 70,000 rechnet, und es bald als selbstständiger Staat in die Union eintreten wird, während es gegenwärtig nur noch Territorium ist. Doch auch bei dieser, bereits zusehends größer werdenden Bevölkerung, ist das Innere des Landes noch immer wild, von eingebornen Amerikanern, meistens Stämmen der Kreeksindianer, bewohnt, und nur einige Gegenden am Meeresufer um St. Augostino und Pensacola zeigen Spuren von Anbau. Die Hauptstadt Tollahasi am Flusse Okolockney und Middle-Indicialdistrict ist dagegen in einem rascheren Emporwachsen begriffen.

V.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 159-160.
Lizenz:
Faksimiles:
159 | 160
Kategorien: